Keine Frage, das ist ein Apochromat: Takahashi FS 78 APO
Wenn es einen Trend geben sollte für kleine, handliche und erstklassige APO's, dann spielt dieser kleine TAK FS
78 gewissermaßen in der allerersten Liga. Beim Preis selbst möge man den jeweiligen Händler fragen bzw.
etwas mit ihm feilschen. Jedenfalls ist dieser kleine APO derart praxiserprobt, daß er auf diversen Teleskop-
Treffen die Konkurrenz weit abgeschlagen hinter sich ließ. Der Sternfreund aus Augsburg wird dazu vielleicht
die Details selbst beitragen wollen.
Man gönnt sich ja sonst nichts an einem bewölkten Samstagnachmittag, und so waren es gleich drei dieser edlen Teile,
die zu einem Vergleich anstanden. Und angesichts der hohen Tak-Qualität schien es fast, als ob auch hier der Kleine
die Nase vorn hätte - verblüffend.
Beim Fotografieren stört die Taukappe. Auf den oberen Bildern ist sie dabei. Unnötiger Schnickschnack, der eine hohe
Qualität suggerieren soll, damit man die schlechtere Optik nicht merkt, ist ebenfalls weggelassen. Trotzdem hohe
handwerkliche Wertarbeit, mit dem man bei uns schon immer Werbung gemacht hat.
Der übliche Testaufbau vor einem Planspiegel und dadurch Testen im doppelten Durchgang.
Beim Sterntest verschwindet über die Verkleinerung gewöhnlich die Feinstruktur der Farbsituation. Wer über Erfahrung mit
dem Sterntest verfügt, nimmt extrafokal einen leichten Gelbsaum wahr, der im Testbild natürlich auftaucht. Trotzdem
erscheint in der Verkleinerung der intra/extrafokale Unterschied marginal, fast so, als hätte man es mit einem Newton-
spiegel zu tun.
Uwe hat mich weiter unten darauf aufmerksam gemacht, wie der folgende Sterntest zu würdigen sei. Deswegen sei hier nochmal meine Antwort an Uwe eingefügt:
ZitatDas mit 42-fach stimmt so nicht ganz: Der Sterntest kommt bei mir im Doppelpaß zustande sodaß es einer Vergrößerung von 84-fach entsprechen würde. Der Testaufbau ist folgender: Von einem 0.015 mm gelasertem Pinhole geht der Lichtkegel durch die Optik über den Planspiegel den gleichen Weg wieder zurück und fällt am Ende durch ein Spektros 15 mm Okular. Direkt hinter dem Okular hält eine Camedia C 4040 den Lichteindruck fest. Bei langer Belichtungsdauer wird das Orginalbild (2560x1920 Pixel) heller, der Restfarbfehler deutlicher erkennbar, bei kürzerer Belichtungsdauer verschwindet dieser Effekt weitestgehend. Weil man in den Berichten die Orginal-Größe nicht verwenden kann, reduziert sich durch die Verkleinerung der ursprüngliche Farbeindruck erneut - weswegen ich ein Sternscheibchen mittlerer Größe (intra/extrafokal) in der Orginal-Auflösung beigefügt habe. In der Verkleinerung hat man dann aber in etwa den Farbeindruck, wie man ihn auch mit dem Auge hat. Vergleicht man jedoch mit dem Eindruck, den man mit dem Auge hat, dann tritt dort der Farbeindruck lange als nicht so gravierend hervor. Die Kamera verstärkt das je nach Belichtungs-Dauer, sodaß eine ganz exakte, zu 100% mit der Wirklichkeit übereinstimmende Darstellung der Farbsituation schwerlich zustande kommt. Man kann es lediglich in Richtung qualitative Aussage bewerten im Vergleich mit anderen APO's, wo es weniger heftig ins Gewicht fällt. Wenn es aber darum geht, einen TAK FS 78 mit einem Scopos APO 80/560 hinsichtlich des sekundären Spektrums zu vergleichen, dann ist dieser Vergleich ganz eindeutig. Ebenso eindeutig ist die Ausmessung der Farbschnittpunkte der einzelnen Spektral-Linien und die daraus abgeleitete W-gesamt-Index-Zahl für die Rest-Chromasie. Die beiden anderen Berichte kommen in Kürze. Bestätigen kann ich auch Deine Feststellung, daß auch die beiden anderen für gelb/rot optimiert sind und deswegen bei blau/grün eine deutliche Überkorrektur zeigen, die wie ein "Teller" im Foucault-Bild ausschaut, was aber im langen Spektralbereich verschwindet.
Mit einem künstlichen Sternhimmel ist man der Praxis am nächsten, was Auflösung und Kontrast betrifft. Zentrierfehler,
Farblängsfehler und unscharfe Abbildung zeigen sich verblüffend deutlich bei einem 100%-tigen Seeing.
Hier ein ebenfalls mit dem sehr farbreinen HCQ 115/1000 aufgenommenen künstlichen Sternhimmel:
Bereits das Ronchi-Gramm und das Foucault-Bild nähern sich deutlich an die Beispiele von guten Newton-Spiegeln an.
Lediglich beim Interferogramm mit Weißlicht hat man die unterschiedliche Korrektur der Spektralfarben, was sich sowohl
beim Ronchi- wie beim Interferometertest gut zeigen läßt. Deswegen die Beispiele untereinandergesetzt. Ein Farblängs-
fehler von nur noch 15 µ oder 0.015 mm verglichen mit einem Farblängsfehler von 0.300 mm, den ein anderes als "APO"
firmierendes Teleskop mit gleichen optischen Daten hat (80/560), läßt schon erahnen, daß da Welten dazwischen liegen
müssen.
Selbst die hochgelobten TMB-APO's erreichen diese hohe Index-Zahl für die Rest-Chromasie nicht, obwohl sie auch eine hohe Qualität haben.
Auch wenn die Interferogramme nahezu perfekt sind, und die Strehl-Pedanterie einer optischen Gesamtwürdigung eher im
Weg steht, geht hier bei einem Strehl von 0.974 fast 2% noch zu Lasten eines Restastigmatismus und knapp 1% noch auf
das Konto der Überkorrektur.
Die Tendenz bei allen diesen Takahashis jedenfalls ist, daß das Optimum ab dem Bereich von der d-Linie oder 587.6 nm
wave zu finden ist und dieser kleine TAK als Sieger aus diesem schönen Vergleich hervorgeht. Was diese Untersuchung
diesmal so reizvoll machte, daß die Sternfreunde aus ihrer täglichen Praxis ganz genau wußten, welche Qualität der
jeweilige Takahashi APO hat und wir schließlich nach ca. 5 Stunden eine hohe Übereinstimmung der Labor-Messungen
mit den praktischen Erfahrungen feststellen konnten.
Die Testergebnisse der beiden anderen erscheinen in einem weiteren Bericht, bei dem ich vermutlich die beiden anderen
zusammenfasse. Jedenfalls gibt es im Falle dieses TAK FS 78 allen Grund, diesen kleinen APO als Vorbild für APO's gleicher
Größe darzustellen.