Benutze ich mein Teleskop richtig?

  • Hallo zusammen!


    Da ich mich schon seit meiner Kindheit für den Sternenhimmel interessiere, habe ich mir schon immer ein Teleskop gewünscht und vergangenes Jahr zu Weihnachten, kurz nach meinem 18. Geburtstag, dann auch endlich eines bekommen.

    Ich habe mir auch schon in Vollmondnächten den Mond angesehen und heute Morgen dann auch Saturn. Nur fiel mir auf: Warum ist das Bild so verschwommen? Ich konnte die Saturnringe nicht erkennen, geschweigedenn eine ovale Form.

    Ich habe dieses Teleskop-Modell: https://www.amazon.com/Celestr…r-Telescope/dp/B00VTSIT2S

    Ich bin kein Profi in Sachen Teleskop, deshalb wollte ich euch fragen, ob ich etwas falsch mache. Zusammen mit meinen Okularen habe ich einmal 45× und 225× Vergrößerung, demnach hätte ich doch eigentlich die Saturnringe sehen sollen oder nicht? Ich habe beide Okulare aufgesetzt und habe bei beiden nicht so wirklich etwas erkennen können. Das finde ich wirklich schade, denn ich habe mich sehr darauf gefreut, mit meinem Teleskop Saturn und Jupiter beobachten zu können.

    Ich weiß nicht ob das relevant sein könnte, aber ich bin Brillenträger und habe auf beiden Augen -9,5 Dioptrin, schaue aber immer mit Brille auf durch das Teleskop.


    Ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt.


    LG Svenja


    Ps.: Ich hoffe ich habe die Nachricht in den richtigen Bereich eingestellt.

  • Hallo Svenja,


    herzlich willkommen !


    Die Vergrösserung, mit der Du betrachtest, errechnet sich aus Fernrohrbrennweite dividiert durch Okularbrennweite. Da Du sagst Du hast ein Okular 45x und ich im Netz gefunden habe, dass bei Deinem Refraktor ein 20 mm Okular dabei ist, gehe ich mal davon aus (umgekehrt gerechnet = 20x45), dass Deine Fernrohrbrennweite 900 mm ist.


    Das ist also ein f/15 Fernrohr [Brennweite (jetzt) durch Objektivdurchmesser = 900 / 60 = 15].


    Mit 45x am f/15 Fernrohr mit 60 mm Durchmesser sollte man die Saturnringe sehr gut sehen !


    Jetzt gibt es ein paar Möglichkeiten, warum das bei Dir nicht geklappt hat. Bitte alle Fehlerquellen versuchen zu eliminieren:


    (1) Hast Du das Teleskop vorher MINDESTENS 1 Stunde vor der Beobachtung draussen stehen gelassen ? = Auskühlzeit ? Hast Du von einer aufgeheizten (Dach-)Terrasse oder Balkon aus beobachtet oder durch ein geöffnetes Fenster ? Temperaturunterschiede innen und aussen am Fernrohr lassen die Abbildung genauso verschwimmen, wie starke Wärmeabstrahlung vom Boden, Dach oder vom Balkon aus. Das gilt besonders bei Hitzewellen, wie die letzten Tage.


    (2) Je mehr Linsen oder Spiegel im Lichtweg, desto schlechter das Bild. Nimm mal nur das 20 mm Okular (45 x) und lass den Zenitspiegel weg (auch wenn Du Dich dann bücken oder knien oder Dich auf einen Stuhl setzen musst, um durch das Fernrohr zu schauen), ... und lass auch die 3 x Barlowlinse weg (sowieso). Denn 3x 45 = 135 x, und das ist schon viel zu an einem Fernrohr mit 60 mm Durchmesser. Selbst sehr gute Fernrohre, wie solche von Zeiss oder Takahashi haben Probleme mit Vergrösserungen von 2 x Objektivdurchmesser (in mm) oder mehr.

    [Das andere, 4 mm Okular kannst Du an Deinem Teleskop nicht nutzen, es vergrössert viel zu stark. Und die Barlow würde ich auch wegsperren, die ist wahrscheinlich Schrott ! Besorg Dir ein gutes 10 oder 12 mm Okular, was budgetsmässig zum Fernrohr passt, z.B. Das 12 mm hier: https://www.teleskop-express.d…70--Weitwinkelokular.html].


    (3) Horizontdunst und Lichtverschmutzung und nochmals Wärmeabstrahlung (Beobachtung über eine Stadt hinweg z.B.). Saturn steht im Moment LEIDER sehr tief im Sternbild Schützen. Da kann man nichts ändern, das liegt an seiner Umlaufbahn um die Sonne, die sehr lange dauert. Da sollte man warten bis Saturn im Meridian (Süden), also am höchsten steht. Da Saturn bald (am 9. Juli) "in Opposition" zur Sonne steht, d. h. er geht (im Osten) auf, wenn die Sonne (im Westen) untergeht, wäre das um Mitternacht der Fall.


    [(4) Nur der Vollstängikeit halber: Bist Du sicher Saturn anvisiert zu haben, und nicht einen anderen hellen Stern ... oder sogar Jupiter ?; die sind nicht so weit auseinander Jupiter ist deutlich heller. Teste auch mal, ob Du die Wolkenbänder (2) auf Jupiter und seine 4 Monde siehst (auch ungefähr um Mitternacht)].


    Wenn Du die 4 Punkte getestet hast und Du siehst die Ringe immer noch nicht, zögere bitte nicht, nochmals nachzufragen.


    Edit: Bevor Du die Barlow wegwirfst, kannst Du MÖGLICHERWEISE (geht nicht mit allen Barlows) noch Folgendes machen: Man kann theoretisch den Vergrösserungsfaktor auf 2x oder - noch besser - auf 1.5 x reduzieren, indem man die Linse(nkombination) IN DER Barlow nach vorne oder hinten verschiebt (weiss jetzt gerade nicht in welcher Richtung). Aber das kann man am Mond oder am Tage testen: Wird das Mondabbild durch das Verschieben grösser oder kleiner ? Dazu Gummihandschuh anziehen und mit einem Finger oder Holzstab oder sowas, von vorne, bzw hinten, auf die Linse in der Barlow (oder - besser - auf die Fassung der Linse am Rand) drücken, um sie zu verschieben. Wie gesagt, es geht nicht mit jeder Barlow, weil die Linse eingeschraubt / eingeklebt sein kann, aber es ist einen Versuch wert, bevor Du sie wegwirfst !


    Alles Gute

  • Hallo lieber Rudi,

    Vielen vielen Dank für deine Hilfe! Ich werde es auf jedenfall noch einmal versuchen und deine Tipps ausprobieren. Das hat mir wirklich geholfen. Ich war sehr ratlos heute morgen. Nochmals vielen Dank! :)


    LG Svenja

  • Hallo Svenja!


    Mal eine ganz absurde Frage: Hast überhaupt mit den kleinen Handrädern links und rechts am Teleskop scharfgestellt?

    Du trägst eine Brille. Es kann gut möglich sein, dass Deine Okulare nicht zum Beobachten mit Brille geeignet sind.

    Da Du ja kurzsichtig bist, könntest, wenn keine anderen Augenfehler vorhanden sind, ohne Brille beobachten.

    Scharfstellen könntest ja mit dem Teleskop. Das klappt bei mir mit Brillenträgern immer ganz gut.

    Ich hab -2,5dioptrien und beobachte immer ohne Brille.

  • Hallo Christian,


    ich bin kein Moderator, ... aber meinst Du nicht, Du müsstest das mit den zwei "Handrädern" zurücknehmen ?


    Ich versuche es anders zu verstehen, ... Aber es gelingt mir nicht, ... und "Machos" gibt es wirklich viel zu viele auf dieser Welt !


    Der Rest ist sehr gut und effektiv wichtig. Hatte das mit den 9 Dioptrien gesehen, aber wusste es nicht einzuordnen. Ich beobachte - bei 4.5 Dioptrien - auch ohne Brille, weiss aber nicht, ob das bei 9 noch geht.


    Gruss

  • Hallo Svenja,


    auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum, und auch einen schönen Gruß an alle anderen hier im Thread.

    Ich werde am Samstag einen jungen Sternfreund (bin selber nicht mehr sooo jung) besuchen der ein ähnliches Teleskop von seinen Eltern geschenkt bekommen hat, und jetzt auch "nichts sieht". Was genau das Problem ist kann ich erst am Samstag sagen. Du bist also nicht allein mit dem Problem, aber hier im Forum gut aufgehoben.


    Zum Thema Brille kann ich keine Tipps geben, bin momentan noch Brillen-Einsteiger und benutze ab und zu eine Lese-Brille aus dem Drogeriemarkt.


    Ergänzend zu den schon genannten Hinweisen hätte ich noch einige andere:

    Hast du mal ausprobiert ob du tagsüber eine einige Kilometer entfernte Kirchturmspitze, einen Baum, einen Strommast oder etwas ähnliches scharf erkennen kannst? Diese Beobachtungsziele hätten den Vorteil das sie dir nicht aus dem Gesichtsfeld rauswandern, und etwas tagsüber zu beobachten hat auch den Vorteil dass man genau sieht ob am Teleskop etwas lose ist oder wackelt. Nebenbei kann man bei der Gelegenheit wunderbar den Sucher ausrichten.


    Hier und hier haben die Sternenfreunde von Binoviewer aus Österreich mal aufgeführt wie der Eindruck beim Beobachten von Planeten in verschiedenen Teleskopen ist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen dass die echten Bilder durch Lichtverschmutzung, Wärmeschlieren, Horizontsicht usw. noch viel, na sagen wir mal "dezenter" sind.


    Falls es dir gelingt scharfe Bilder zu sehen und dich dann plötzlich die Wackelei stört - G2_Astro (Günter) hat über die Jahre eine Sammlung von kleinen Basteleien zusammengetragen, mit denen man gerade bei Einsteigerteleskopen erstaunliche Verbesserungen erreicht. Nicht jeder Tipp lässt sich für jedes Teleskop umsetzen.


    Wenn du weitere Fragen hast, dann frag ruhig.


    Ich wünsche dir und allen anderen klare Sicht. Schaut ein bischen für mich mit zu den Sternen, ich habe gerade "Rücken", wie Horst Schlemmer sagen würde, und kann meine Teleskope gar nicht nutzen.


    Detlev

    "Das Universum ist nicht dazu verpflichtet für dich irgendeinen Sinn zu ergeben!" (N. D. Tyson)


    Bresser 10x50 | 150/750 Dobson | 70/700 Skylux Refraktor | 200/1000 Zollstock-Dobson
    Im Bastelkeller: 8"f/6 Spiegel | 76/700 "Tchiboskop"-Newton


    https://astronomiefreunde-kn.de/

  • Hallo zusammen,


    das Problem bei dem jungen Sternfreud lies sich lösen. Durch beherztes herausdrehen des Okularauszugs gelang es, den Punkt der größten Schärfe zu finden, und zumindest mal die Antenne auf einem Hausdach scharf abzubilden.


    Gibt es hier schon was neues?


    Gruß

    Detlev

    "Das Universum ist nicht dazu verpflichtet für dich irgendeinen Sinn zu ergeben!" (N. D. Tyson)


    Bresser 10x50 | 150/750 Dobson | 70/700 Skylux Refraktor | 200/1000 Zollstock-Dobson
    Im Bastelkeller: 8"f/6 Spiegel | 76/700 "Tchiboskop"-Newton


    https://astronomiefreunde-kn.de/