Frage zu Destilliertem Wasser

  • Hallo,


    ich habe aus dem Supermarkt Destilliertes/Entmineralisiertes Wasser. Da hier aber manchmal von Destilliertem Wasser und auch Entmineralisiertem Wasser geschrieben wird, wollte ich kurz nachfragen ob ich dieses Wasser zum Reinigen des Hauptspiegels meines Newton und der Schmidtplatte meines C9.25 verwenden kann.


    Die Reinigung ist bis jetzt noch nicht nötig und ich werde damit auch so lange Warten bis man Optische Einschränkungen beim beobachten deutlich Wahrnimmt.


    Ich hänge das Bild vom Wasserbehälter mal hier an.


    Gruß
    Florian.

  • Kann Larry nur zustimmen!
    Habe erst gestern mein 200/1000 Skywatcher gereinigt mit doppelt destilliertem Wasser. Bei uns gibt es das in der Apotheke vorrätig! 500ml haben glaube ich ~2€ gekostet.
    Wichtig ist auch das du ein sehr feines Microfasertuch verwendest und nur wenig Wasser! /dann gibts auch keine Probleme mit Fusseln oder Staub.
    Optimieren kann man das ggf. noch wenn man z.B. http://www.neostatic.com/de/ greifbar hat! Da reichen schon 3Tropfen auf 50ml! Effekt sollte man aber nicht überbewerten ;)


    Gruß und klaren Himmel!
    Alex

    "Die Quantenphysik macht mich richtig glücklich... als würde man das Universum nackt sehen." SheldonCooper

  • Hallo,


    ganz so tragisch ist einfach destilliertes Wasser auch nicht!
    Ich habe meinen Spiegel damit sauber gamacht und KEINE Wasserflecken bekommen. Das Wasser hat übrigens unser Wäschetrockner selbst hergestellt. Natürlich muß dieses, da es Stoff-Fusseln beinhalten kann, noch einmal "semiprofessionell" gefiltert werden. Dazu reichte der normale Kaffeefilter aus.
    Wichtiger ist meiner Meinung nach, daß der Spiegel absolut sauber und fusselfrei ist, wenn er aus seinem Bad kommt. Denn je sauberer, desto weniger destilliertes Wasser braucht man. Eine Spülung hat bei meinem 14" Spiegel ausgereicht.

    Liebe Grüße
    Winfried


    Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"...

  • Hallo Florian,


    um hier mal ein wenig Klarheit, im wahrsten Sinne des Wortes rein zu bekommen,


    a) das Zeug aus dem Supermarkt nennt sich zwar destilliertes Wasser, hat in der Praxis aber kaum Temperaturen >60°C gesehen, es wird mit Ionentauschern entsalzt, das ist wesentlich billiger herzustellen.


    b) es ist annähernd wurscht, ob man dest. Wasser, entsalztes Wasser oder Brühe aus dem Kalkeimer benutzt, um es mal vorsichtig zu übertreiben, Wasserflecken können nur entstehen, wenn welche Brühe auch immer auf dem Spiegel stehen bleibt. Wenn die Endprozedur darin besteht mit einem Alkohol á la Cyclohexanol nachzuspülen, entstehen so oder so keine Flecken.


    c) Niemals am Hauptspiegel eines Newtons mit irgendwas herum wischen, es ist gar nicht nötig und stresst die Verspiegelung bzw die Quarzschutzschicht unnötig.

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    CN&CS
    Toni


    Astronomen können Glühbirnen auch im Dunkeln wechseln

  • Hallo,


    vielen Dank euch allen für eure Hilfe.


    Also wenn ich alles richtig verstanden habe, lege ich den Hauptspiegel zuerst ein paar Stunden in ein lauwarmes Wasser-Spülmittel Gemisch (ganz normales Leitungswasser) um die Schmutzschicht aufzuweichen.


    Spüle/Brause dann den Hauptspiegel mit dem Duschkopf (normales Leitungswasser) ab und spüle dann mit doppelt destilliertem Wasser nach.


    Oder kann ich den Hauptspiegel auch in einem Wasser-Spüli-Gemisch einweichen das aus Destilliertem Wasser besteht?



    Gruß
    Florian

  • Hallo Florian,



    Also wenn ich alles richtig verstanden habe, lege ich den Hauptspiegel zuerst ein paar Stunden in ein lauwarmes Wasser-Spülmittel Gemisch (ganz normales Leitungswasser) um die Schmutzschicht aufzuweichen.


    Richtig. Ob das gleich ein paar Stunden sein müssen sei dahin gestellt, mir hat bisher 0,5 - 1h gereicht, solange die Spülilösung noch warm ist, löst sie am Besten.


    Spüle/Brause dann den Hauptspiegel mit dem Duschkopf (normales Leitungswasser) ab


    Das mache ich sogar noch unter Wasser, also, den Spiegel, nicht ich ;)


    und spüle dann mit doppelt destilliertem Wasser nach.


    oder mit einfach destilliertem, oder mit dem vollentsalzten aus dem Supermarkt.


    Oder kann ich den Hauptspiegel auch in einem Wasser-Spüli-Gemisch einweichen das aus Destilliertem Wasser besteht?


    Können schon, aber das ist a) zu teuer und b) löst sich Spüli in entsalztem Wasser schlechter als in normalem Leitungswasser.
    Du solltest nur darauf achten, ganz normales Spüli zu erwischen, also keines mit Hautschutzkram drinnen, das sind meist Olefinfette, die sich auf dem Spiegel ganz schlecht machen und sich auch mit dem dest. Wasser nicht abspülen lassen. Einfaches Spüli, oder das, was der Uwe hier gerne empfiehlt, das gute alte "DDR" FIT, grünes Zeug in klarer Flasche, das tuts schon.


    Am Ende, wenn die ganze Reinigungsprozedur fertig ist, den Spiegel am besten hochkant stellen oder aber mindestens so schräg wie möglich, aber so, dass er natürlich nicht umkippen kann. Was sich dann noch am Spiegelrand sammelt vorsichtig mit Küchenkrepp absaugen. Kann man auch mit hartnäckigen Tropfen machen, die einfach nicht ablaufen wollen.

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    CN&CS
    Toni


    Astronomen können Glühbirnen auch im Dunkeln wechseln

  • Hallo Toni,


    vielen Dank für die ausführliche Beschreibung und Erklärung. Ich frage bei sowas lieber einmal mehr nach bevor ich dann doch meinen Spiegel ruiniere.


    Ich werde wenn es soweit ist, so vorgehen wie du es beschrieben hast. Als Spülmittel habe ich eigentlich immer die großen Flaschen vom Aldi ("alio Handgeschirrspülmittel Orginal", Blaue flüssigkeit) zuhause. Habe gestern beim Einkaufen im Rewe aber auch das FIT gesehen.


    Zum Reinigen der Schmidtplatte meines SC werde ich doppelt Destilliertes Wasser benutzen und so vorgehen wie es Wolfgang Rohr hier schon einmal beschrieben hat. Momentan ist noch keine Reinigung nötig und ich werde in jedem Fall solange damit Warten wie es nur geht. Mir ist nur vor gut 2 oder 3 Jahren im Frühjahr beim Beobachten mit dem C9.25 in der Nacht das ganze Teleskop mit Pollen beschlagen. Hatte damals gar nicht daran gedacht und es erst beim Abbauen richtig bemerkt. Das ganze Teleskop und die Montierung waren richtig Gelb. Seit dem vermeide ich es, während dieser Zeit mit dem Teleskop zu beobachten.


    Gruß
    Florian

  • ..das Problem mit "Wasserflecken" ist das sich sowohl Glas als auch eine
    eventuelle Verguetung/Entspiegelung/Schutzschicht zu einem ganz geringen
    Teil in Wasser loest. Das ist nicht weiter schlimm fuer die Oberflaeche, aber
    die paar Nanogramm reichen bereits aus damit ein eingetrockneter Wassertropfen
    seine Spuren hinterlaesst. Wer es selbst erfahren will kann einen Tropfen bidest.
    Wasser auf einem Objekttraeger (vom Mikroskop) eintrocknen lassen und sich das
    Ergebnis anschauen.
    Unter Loeslichkeitsprodukt als Suchbegriff gibt es im Internet umfangreiches
    Tabellenwerk, z.B. hier, fuer Magnesiumfluorid, die "blau schimmernde" Verguetung
    http://anorganik.chemie.vias.o…rodukt_tabelle_teil2.html
    Genaugenommen sind es also gar keine Wasserflecken sondern z.B. Kieselsaeureflecken
    von Quarzschutzschichten, oder Magnesiumfluoridflecken von Verguetungen etc.



    Gruesse,
    argus

  • Hm, also:


    Der Spiegel eines Siberia-Newton, welches ich fern-gekauft hatte, sah erstmal ganz übel aus.
    War in einem Gartenschuppen gelagert gewesen.
    Dachte schon, die Verspiegelung wäre hinüber – was für Sorgen man sich nicht alles macht *ts-ts-ts*


    [ATTACH=CONFIG]5141[/ATTACH]
    So sah der Spiegel vor der Reinigung aus


    Wie er wieder ins Reine gekommen ist:
    - Spiegel in einen Suppenteller gelegt, paar Tropfen Spülmittel (stinknormales "Pril") drauf und lauwarmes Wasser aus dem Wasserhahn dazu. Halbe Stunde oder sowas stehen lassen. Hände unübertrieben gewaschen und ganz sachte die Oberfläche des in der Brühe liegenden Spiegels mit den Fingerkuppen gewischt.
    - mit klarem Wasser (wiederum Wasserhahn) gespült
    - Spiegel schräg aufrecht gestellt und bißchen destilliertes Wasser drüberlaufen lassen (Zwo-Liter-Dingens-Flasche aus dem Drogerie-Markt)
    - zum Trocknen stehen lassen
    - mit dem Fangspiegel verfuhr ich genauso


    [ATTACH=CONFIG]5142[/ATTACH]
    So sah er nach der Reinigung aus


    [ATTACH=CONFIG]5143[/ATTACH]
    Und der Fangspiegel


    Bevor ich das erste Mal einen Spiegel gewaschen habe, hatte ich auch recherchiert und gelesen und mir einen Kopf gemacht. Was man nicht alles so tut.
    Dann sah ich auf "Deine-Röhre" ein Video eines Amerikaners, der die Sache ganz unaufgeregt und relaxed vorführte.
    So habe ich es dann auch gemacht (siehe Beschreibung oben).


    [ATTACH=CONFIG]5144[/ATTACH]
    Beim Erstlicht


    Gechillte Grüße, :sleep:
    Andreas

  • PS
    Die vorher per Schraubstopfen verschlossene Öffnung hinter dem Spiegel habe ich offen gelassen, damit eindringendes Regenwasser geordnet den Tubus verlassen kann.
    Man weiß ja nie.


    [ATTACH=CONFIG]5145[/ATTACH]
    Wasserablauf-Öffnung an der Siberia-Hauptspiegel-Zelle

  • Hallo Argus,



    Entschuldige, aber das mag ich so nicht unkommentiert stehen lassen. Sicher ist es so, dass bedingt durch den osmotischen Druck des Wassers weitgehend alle Elemente darin löslich sind, jedoch sind die in unserem Zusammenhang hier allenfalls mit analytischen Labormethoden nachweisbar und keinsfalls hinterher mit dem Auge sichtbar.
    Was hier viel stärker wiegt ist der azeotrope Punkt der Stoffe, die bereits vor der Destillation im Wasser gelöst waren, schlicht, man bekommt es selbst mit x-Stufen Rektifikation niemals reinst. Wer also Wasser guten Gewissens auf dem Spiegel stehen lassen will (!) muss schon zu Reinstwasser greifen, welches im Umkehr-Osmoseverfahren hergestellt wurde.


    Davon ganz abgesehen, wenn ich beim Beispiel der gelösten Quarzschicht bleibe, Du musst die Stoffe erst mal in eine nennenswerte lösliche Form bringen, wenn Du hier später etwas im Wasser nachweisen willst. Auch die Form eines Stoffes ist maßgeblich entscheidend für sein Löseverhalten im Lösemittel.


    Also, auf einer rein qualitativen Ebene betrachtet hast Du sicher recht, quantitativ und letztlich praktisch spielen diese Geschichten keine Rolle.

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    CN&CS
    Toni


    Astronomen können Glühbirnen auch im Dunkeln wechseln