Hallo in die Runde,
seit eineinhalb Wocen hat meine Teleskopfamilie Nachwuchs bekommen. Unverhofft gesellt sich ein ca. 45 Jahre alter Revue Refraktor aus Japan dazu.
Der Holzoffer, der über mehrere Jahre auf einem Dachboden das Teleskop samt Stativ und Montierung beherbergte, ist stabil gebaut und alles (bsw. 2x Barlow, Zenitspiegel, 40mm, 15mm, 10mm Okulare) hat seinen Platz darin. Natürlich hinterlassen die Zeit und der Einsatz seine Spuren. Am FH Objektiv mit zwei Linsen fehlt ein Abstandsplättchen, das wieder ergänzt werden muss. Alles ist jedoch ansonsten in einem sehr ordentlichen Zustand und das Teleskop ist ein richtiges Schmuckstück!
Das Objektiv des Revue-Refraktors aus Japanischer Produktion mit der Typbezeichnung T 605B hat einen Durchmesser von 60mm und eine Brennweite von 910 mm.
Um den Tubus ist sogar noch der feine Papierstreifen mit der „PASSED Japan Telescopes Inspection Institute“ Aufschrift erhalten.
Natürlich musste die Montierung und das Stativ vom Schmutz befreit werden. Etwas Japanfett hatte seinen Weg aus den Lagern gefunden und auch der Rest war ganz schön angestaubt. Nach einer 4 stündigen Reinigungskur gemeinsam mit einem Astrofreund, bei der auch die ganze Montierung zerlegt wurde, kann das Teleskop nun nach längerer Pause wieder seine ersten Einsätze unter dem Sternenhimmel bewältigen. Ich bin schon darauf gespannt, wenn die Optik dann 100% stimmt. Sie bildet jetzt schon recht ordentlich und kontrastreich ab.
Eingepackt waren die meisten Teile wie Okulare, 2x Barlow, Zenitspiegel und ein Umkehrsatz für die terrestrische Beobachtung in Plastiktütchen und Zeitungspapier (vom 3. Februar 1981!! Dies war wahrscheinlich auch die Zeit in der das Hobby beim Vorbesitzer einschlief).
Ein Sonnenfilter und ein Projektionstischchen sind ebenfalls mit an Bord. Den Hinweis im Handbuch: Das Objektiv mit einer Papplochblende auf 40mm abschatten, damit das Okular nicht zu sehr erhitzt wird, möchte ich nur erwähnt haben. Sicherer ist natürlich die Projektion des Sonnenbildes.
Insgesamt muss ich die Verarbeitung von damals sehr loben, auch wenn der Aufbau dieses Refraktors schon einige Zeit in Anspruch nimmt und in der Nacht (durch viele kleine Schräubchen und winzige Beilagscheiben) kaum so umzusetzen ist, dass man wieder alles in den Koffer bekommt. Das Stativ und die Montierung lagert man am Besten zusammengebaut im Haus und packt nur die Optik in den Koffer. Alle Gewinde und beweglichen Teile nun laufen sauber und machen einen soliden Eindruck. Interessant wäre nun, was der Besitzer für das Teleskop damals auf den Tisch gelegt hat.
Neben der Bedienungsanleitung waren auch noch 2 drehbare Sternkarten (1964) und drei Büchlein mit verpackt. Darunter „Der Sternenhimmel 1979“. Leider habe ich nur spärliche Angaben zu diesem Teleskop im Internet gefunden. Kaufdatum und Herstellungsdatum des Geräts kann ich nur grob auf Mitte-Ende der 60er Jahre datieren.
Für euch habe ich auch noch ein paar Bildchen geschossen.
Ab 20.30 Uhr heute, verordnete ich dem Teleskop frische, klare Nachtluft mit reichlich Planetenlicht. Am hellen "Abendstern" zeigte der keine Refraktor kaum Farbe, so dass ich mich an der schönen Halbvenus erfreuen konnte.
Dicht daneben steht Jupiter, der bei 120x sogar mehrere Bänder preis gab. Mit den Monden drum herum ergab sich ein schönes Bild im Okular.
Ein Schwenk zu Mars gehörte zur Heilkur und Rückgewöhnung an das Teleskopendasein letztendlich dazu. Die Polkappe war auch heute gut sichtbar.
Den hellen Vollmond will ich dem 60mm Fraunhofer noch nicht zumuten. Nicht dass er einen Lichtschock bekommt, wenn die Schattenwürfe mit ihren Kontrasten fehlen.
Saturn wird später noch als Abschlusspille durch das Gesichtsfeld laufen lassen. Dies dauert aber noch ein wenig. Bin gespannt wie der Anblick sein wird.
Mein Mitvierziger-Japan-Refraktor sieht doch schon wieder ganz ordentlich aus. Die Montierung muss jetzt nur noch neu gefettet werden und die Behandlung für das Objektiv ist schon mit "fernmündlicher Beratung" gebucht. Dann wird er sicher als Schnellspechtelgerät öfter im Einsatz sein.