Hallo Rudi,
ich gebe mal meine persönliche Erklärung der Aberrationen wider:
Die sphärische Aberration beschreibt für eine Wellenlänge die Eigenschaft, dass bei einer Sphäre (egal ob Spiegel oder Linse) ein zur optischen Achse paralleler Lichteinfall in verschiedenen Höhen verschiedene Brennweiten aufweist. Das ist die sogenannte Kaustik, ein Ergebnis der sphärischen Aberration. Beim Spiegel reagiert man mit dem Parabolisieren, bei der Linse mit einem "Gegenelement", meist ein Flintglas mit negativer Brennweite. Das heißt, dieser Fehler ist zunächst nur von dem Abstand des einfallenden Strahls von der optischen Achse abhängig.
Die chromatische Aberration berücksichtigt für ihre Definition zunächst mal nicht den Abstand des einfallenden Strahls von der Achse, ist aber sehr wohl in ihrer Stärke davon abhängig. Sie beschreibt die unangenehme Eigenschaft des Glases, als optisch dichteres Medium denn Luft, verschiedene Wellenlängen, verschieden stark abzubremsen. Das hat zur Folge, das ein einzelner Lichtstrahl in seine spektralen Bestandteile zerlegt wird. Je weiter außen der z.B. achsparallele Strahl auf die Linse trifft, desto stärker wird der auffächernde Effekt. Das ist erklärbar, wenn mann sich die Linse nicht sphärisch, sondern lokal als lauter Prismen vorstellt.
Nun gibt es aber in der Regel bei den Naturbeobachtungen kein monochromatisches Licht. Und so sind beide Aberrationen nicht zu trennen. Aus meiner Sicht muss der Linsenabstand eines Refraktorobjektives beide Aberrationen beeinflussen. Mit dem Linsenabstand ändert sich auch der Laufweg des Lichtes in der "Luftlinse" und so treffen die aufgefächerten Strahlen, je nach Linsenabstand auf untererschiedliche Höhen, haben damit unterschiedliche Einfallswinkel und somit unterschiedliche Brennweiten.
Das ist meine persönliche Erklärung der Abhängigkeit...aber: ich kann mir gut vorstellen, dass die Abstandsänderung viel stärker die sphärische Aberration beeinflusst als die chromatische Aberration. Dies würde auch Deine Wahrnehmung begründen. Wenn Du nach einer "Verschlechterung" der chromatischen Aberration suchst, probiere es mit Sterne am Rand. Im achsnahen Bildbereich hat die sphärische Aberration das Sagen (achsparallel Strahlen). Der Randbereich des Bildes wird durch parallele Strahlenbündel, die schief auf die Linse treffen, gebildet. Hier müsste dann die chromatische Aberration stärker zu beobachten sein.
Aber was soll's. In der Regel konzentrieren wir uns doch eh auf das Objekt in der Bildmitte...
Viel Spaß im Schwarzwald mit Deinem Spiegel, der sicherlich keine Chromasie erzeugt.
Thomas