Liebe Sternfreunde,
Die Juli-Ausgabe soll (später) mal Schütze, Wassermann und Steinbock umfassen. Da ich aber in Urlaub fahre und die Schützen-Karte selber mit in den Urlaub nehmen wollte, vorab schon mal ein Teil der Juli-Ausgabe mit dem „Schützen-Fest“. ... Der Rest folgt später.
0. Übersicht
So langsam sind wir durch mit dem Jahrezyklus der Sternbilder, da ich ja im September letzten Jahres mit den Vorschlägen angefangen habe.
Ich habe vor, für Juli die Sternbilder:
- Schütze,
- Steinbock und
- Wassermann
zu präsentieren
Die Situation ist wie üblich: Sternbilder am 15. Juli um 23.00 Uhr am Osthorizont.
1. Schütze
Der Schütze ist, als Sternbild - von seinen Formen her - sehr schwer nachzuvollziehen. Die Sterne α und β ( beide nur 4 mag !?) liegen wohl für die meisten von uns immer unter dem Horizont, und vielleicht liegt es auch daran, daß der Schütze eigentlich ein Kentaur, also halb Pferd, halb Mensch ist, daß er so schwer erkennbar ist.
Aber das mit der schwierigen Erkennbarkeit der Formen gilt ja für viele Sternbilder und wir haben uns längst daran gewöhnt, daß der Fuhrmann ein Fünfeck ist, die Kassiopeia, je nach Jahreszeit ein „W“ oder ein „M“, der große Bär ein Leiterwagen oder ein Kochtopf, usw. Diese einprägsamen „Teilsternbilder“ („Asterisms“) helfen sehr bei der Orientierung.
Warum nicht dasselbe mit dem Schützen tun. Die Amerikaner identifizieren die „Teekanne“ („Teapot“) mit ihm und in Frankreich taucht der Begriff „La théière“ auch immer häufiger auf: http://saplimoges.fr/limage-du…stellation-du-sagittaire/:
Der Griff der Teekanne ist links (östlich) und der „Schnabel“ / Ausguß rechts (westlich). Der Stern λ Sgr, der die Spitze des Deckels repräsentiert, heißt „Kaus Borealis“ (=„nördliche Spitze des Bogens“), die Sterne δ („Kaus Meridionalis“) und ε („Kaus Australis“) stellen die Mitte und die südliche Spitze des Boges dar, während γ Sgr „Al Nasl“ heißt, = „Spitze des Pfeils“.
Falls Ihr Zweifel haben solltet, wie weit Ihr nach Süden runter kommt, ... also die Teekanne ist von Süddeutschland (Schwarzwald) aus sehr gut zusehen, und noch so hoch, daß ich einfach mal behaupte, sie wäre auch aus Norddeutschland (sagen wir mal Mecklenburger Seenplatte) noch gut zu sehen.
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Die Teekanne ist zur Orientierung sehr nützlich. Der schon erwähnte Stern λ Sgr führt, wenn man die linke Seite des „Deckels“ der Teekanne verlängert (leicht rechts = südlich abbiegend), unweigerlich zu dem hellen Nebelfleck des M 8 (Lagunen-Nebel): http://astro-foren.de/index.php?thread/17254-m-acht-ung-wir-werden-%C3%BCberwacht/&postID=75741#post75741
Von M 8 aus im rechten Winkel nach Nordnordost (= links oben) abbiegend, kommt man direkt zur Schildwolke (durch rosa Halb-Oval auf der Karte angedeutet; siehe die „Adler“ Karte vom letzten Monat). Man kann die Linie natürlich auch umgekehrt fahren, von der Schildwolke aus.
Auf dieser Linie finden sich die meisten (von unserer nördlichen Position aus sichtbaren) interessanten Objekte im Schützen (meistens Kombinationen aus Sternhaufen und Nebeln
- M 17 (Omega-Nebel)
- M 20 (Trifid-Nebel)
- M 8 (Lagunen-Nebel, der mit dem Sternhaufen NGC 6530 verbunden ist),
sowie, zum Teil links und rechts der Linie [und unterhalb von M 16 in der Schlange, den wir schon im Mai angesprochen haben: Karte Ophiuchus Nord],
- M 18
- M 24 (ist eigentlich kein Sternhaufen, sondern ein besonders heller Teil der Milchstraße; = eine „Wolke“)
- M 23
- M 25
- M 21.
Von γ Sg , der Spitze des „Schnabels“ der Teekanne aus, findet man auch leicht den Stern 31 Sgr und, von dort, auf der Linie 31 Sgr -- M 6 im Skorpion (ebenfalls in der Mai-Ausgabe der Beobachtungsvorschläge: Karte Skorpion), im Verhältnis 1/4 zu 3/4 , das Zentrum unserer Milchstraßen-Galaxis (rotes Kreuz auf der Karte, bei Collinder 347). Allerdings steigt das Zentrum der Galaxie - bei mir (49. Breitengard) - nie mehr als 11° über den Horizont ! (Es wird allgemein angenommen, daß das Zentrum unserer Milchstraße bei der Radioquelle Sagittarius A liegt; dort ist also das schwarze Loch. Für Leute mit Goto, hier noch die Koordinaten von:
Sagittarius A:
R.A. 17 h 45 min 40,045 sec
Decl. - 29° 00’ 27, 9“
und
Collinder 347 (https://in-the-sky.org/data/object.php?id=Collinder_347 )
R.A. 17 h 46 min
Decl. - 29 ° 19 ‘).
[Auf öffentlichen Teleskoptreffen erzähle ich den Kindern immer, wir (und die Erde) wären eine Fliege, gefangen zwischen ihren flach aufeinandergelegten beiden Händen, d.h. im Diskus / der Scheibe unserer Galaxie.
Wenn die Fliege entlang der aufeinanderliegenden Hände blickt, sieht sie SEHR VIELE Sterne; schaut sie nach oben oder unten,d. h. rechtwinklig zu den flachen Händen, sind da deutlich WENIGER Sterne. Die VIELEN - mehr hintereinander, als nebeneinander stehenden - Sterne, die die Fliege sieht, wenn sie - egal in welcher der 4 Himmmelsrichtungen - entlang der flachen Hände schaut, sehen aus wie ein - nicht sehr breites - weißes Band am Himmel, welches sich rund um die Erde schlingt, von uns in Europa aus über Australien und Amerika bis wieder zu uns. ... Das ist die - flache - Ebene unserer Galaxie. Der Rest des Himmels um uns herum, außerhalb der Hand-Ebene, hat nur wenige Sterne.
[Die Eltern hören seltsamerweise immer auch ganz aufmerksam zu, ... ... ... obwohl die Fliege sich gar nicht im Zentrum unserer Milchstraße befindet, sondern eher am Rande !].
Die schönsten Kugelsternhaufen auf der Karte sind M 22 (wenn der nicht so südlich wäre, würde er M 13 übertreffen) und M 55 (der aber sehr südlich steht), sowie M 28. Dem Trio folgt NGC 6723 (auch sehr südlich, an der Grenze zur südlichen Krone, „Corona Australis“), NGC 6544, und NGC 6553. Die anderen Kugelsternhaufen auf der Karte sind eher klein, bzw. - obwohl mehr oder weniger hell - nicht auflösbar.
NGC 6520 ist auch klein und nicht besonders hell; er ist aber deshalb interessant, weil sich im Gesichtsfeld des Okulars noch Barnard 86 (B 86) befindet, der „Tintenfleck“-Nebel, einer der dunkelsten Dunkelnebel unserer Galaxie.
Der schönste offene Sternhaufen im Schützen ist M 23.
Sehr schön auch M 25 und der darüberstehende NGC 6645; NGC 6647 ist uninteressant.
M 24 ist, wie gesagt, eigentlich kein Sternhaufen, sondern eine besonders dichte Sternenwolke in der Milchstraße. Und südlich davon befinden sich noch eine Reihe von kleineren Objekten, darunter die Dunkelnebel B 92 und B 93 und der Mini-planetarische Nebel NGC 6567.
M 18 und M 21 sind kleinere offene Sternhaufen, M 21 ist schöner.
Die Gegend um Collinder 367 (östlich und südlich von M 8 ist interessant, weil es da von (kleineren) Deep-Sky Objekten nur so wimmelt (Sternhaufen, Nebel, Dunkelnebel).
Knapp außerhalb der Karte oben links (und etwas abseits) findet man noch den sehr schönen und hellen planetarischen Nebel NGC 6818. Den habe ich schon im Juni („Adler“) angesprochen, aber auch da nicht behandelt, weil er - auch vom Adler aus gesehen - sehr abseits liegt.
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Voilà, das war’s zum Schützen.
Dieses Jahr (2017) sind auch die Planeten Saturn und Pluto (auch in Opposition, 14.4 mag, am 15. Juli knapp südlich der Mitte der Linie π - 50 Sgr) im Schützen zu finden. Also nicht vergessen ! Für Pluto müßt ihr Euch natürlich eine Aufsuchkarte ergooglen, weil der sich - obwohl nur langsam - natürlich bewegt.
2. Steinbock und
3. Wassermann
werden nach dem Urlaub ergänzt.
Bis denne !