Kratzer im Glas

  • Hallo Freunde, ich habe ein altes Zeiss dialyt. Auf den Okularen und den Linsen sind wenige, feine Haarkratzer. Kann mir jemand sagen, ob diese das Bild beeinträchtigen ? Danke im voraus Jasper

  • Hallo Jasper,


    darf ich mal ganz spontan (ohne Nachdenken) antworten: nee, eigentlich nicht !


    Hast Du mal durchgeschaut und beim Durchschauen (tags oder nachts), nicht beim genauen Inspizieren die Kratzer gesehen ?


    Wenn nein, dann vergiß die Haarrisse ! (Sie sind wahrscheinlich nur in der (violetten ?) "Vergütung" = Antireflexbeschichtung, und nicht im Glas)



    Aber erstmal herzlich willkommen.


    Wir freuen uns sehr über ein neues Mitglied !


    Ein schönes exquisites Fernglas hast Du da. Hast Du damit schon mal den Himmel genauer beobachtet ? Die Plejaden zum Beispiel ?



    Klaren Himmel !




    [Wenn Du Dir aber trotzdem noch über die Kratzer Gedanken machst: kannst Du mal ein bißchen mehr (oder genauer) erklären ?]

  • ´Danke für die schnelle Antwort, Rudi ! Nein, den Sternenhimmel beobachte ich eher selten (wenn es überhabt mal einen solchen gäbe ). Ich bin Jungjäger und habe das Glas dafür erworben. Ich habe tatsächlich noch eine Frage: Woran erkenne ich, ob die Prismen vielleicht verschoben sind ? Ich habe nämlich das seichte Gefühl das der Kontrast nicht 100 prozentig stimmt. Das Glas stammt so aus den 70ern oder 80ern. Macht es sinn das Glas vorsichtshalber einzuschicken ? Und wie empfiehlst du zu reinigen ?
    Vielen Dank Jasper

  • Hallo Jasper,


    verschobene Prismen erkennt man an Doppelbildern. Am besten bei blauem Himmel an Häuserkanten (mit weißer Fassade) testen. Ein Bild kann schwächer sein.


    Die Frage mit dem Kontrast ist schwierig, weil Kontrast vorallem vom Hintergund abhängt (wie hell / dunkel ist der Hintergrund, bzw. beobachtest Du tagsüber, in dunkler Nacht oder - ganz kompliziert- in der Dämmerung )? Ich sage komplex in der Dämmerung, weil da die für das Farbsehen zuständigen Zapfen in unseren Augen noch nicht "schlafen gegangen" sind und die für das nächtliche "Grau"sehen (1000e von Grautönen) zuständigen Stäbchen vielleicht "schon wach" sind, also zusammen arbeiten !


    Ich glaube aber eigentlich nicht, daß die beiden Punkte zusammenhängen, obwohl man sagt, daß beidäugiges Sehen auch das Kontrastsehen verbessert.


    Kannst Du nochmal besser erklären, weshalb Du meinst der Kontrast sei nicht gut ?


    Es gibt übrigens Leute, die ihre Prismen selber wieder parallel ausrichten, siehe: http://www.stern-freund.de/index.php?id=44 Aber Achtung !!, da muß man schon viel Erfahrung haben.


    Aber zuerst sollten wir herausfinden / solltest Du mal testen, ob die Prismen wirklich verschoben sind und/oder ob es noch ein anderes (Kontrast?) Problem gibt.


    Viel Spaß

  • Von Fraunhofer kolportiert man den Satz, "meine Linsen sind zu Durchschauen, nicht zum Anschauen!"
    Kratzer auf Linsen-Oberflächen wird man im Fokus nie sehen. Nur wenn man diese mit Schmirgelpapier
    reinigt, dann wird die Oberfläche allmäglich matt, und dann kommt kein Licht mehr durch.

  • Als ich letztens einen Bock beobachtet habe, der in dichter Vegetation stand, hatte ich Probleme, die Konturen des Bocks exakt scharf von den Ästen (anderem Grünzeug) zu trennen. Außerdem ist mir noch aufgefallen, dass beim beobachten manchmal leichte Farbsäume entstehen. Ist das normal? ( Ich habe ein dialyt T*)


    Dank und Gruß Jasper

  • Hallo Jasper,


    also das mit den Farbrändern scheint mir normal (wenn sie violett/blaurot auf der einen und zitronengelb auf der anderen Seite sind; z.B. an den Mondrändern). Bei Häuser- oder ähnlichen Kanten (auch Baumstämmen) ist auch die violette Kante auf der einen und die zitronengelbe auf der anderen Seite. Das kommt von den unterschiedlichen Wellenlängen der Farben des Lichts und der daraus folgenden unterschiedlichen Brechung des Lichts ("Regenbogen"), die eigentlich (bei einem Einlinser-Objektiv) zu genau so vielen verschiedenen "Brennpunkten" führt, wie der Regenbogen Farben hat: https://de.wikipedia.org/wiki/Fraunhoferlinie (blau "innenliegend" - vom grünen Fokus aus gesehen - und rot "außen).


    Beim zweilinsigen Objektiv (Achromat) ist der "Regenbogen" auf 2 unterschiedliche Farb-Brennpunkte korrigiert, die aber sehr eng beieinander liegen. Die beiden äußeren Extreme im Spektum (blau und rot) sind in einem Punkt konzentriert und grüngelb in dem anderen. Siehe auch die Diskussion hier: http://astro-foren.de/index.ph…ronengelb-rechts-blaurot/ Auf der von Wolfgang in diesem Link eingebrachten ersten Grafik kannst Du sehen, daß das grüne Licht (vom Objektiv aus gesehen) "zuerst" in den Fokus kommen, während - durch die Korrekturlinse - der blaue Fokus (kurzwellig, linksaußen im Spektrum vom Objektiv aus gesehen "nach hinten" verschoben wird und mit dem roten zusammen "weiter außen" in einem zweiten Fokuspunkt zusammenfällt. Wenn Du also auf den gelbgrünen Fokus scharf stellst, ist der blaurote noch leicht unscharf ("noch etwas intrafokal"), wenn Du auf den blauroten scharf stellst, ist der grüngelbe schon wieder leicht unscharf (schon "extrafokal").



    Mach Dich bloß nicht verrückt damit: Ich habe ein 16x70 Fujinon,und meine Frau war immer ganz begeistert davon, wenn wir z.B. im Süden von Frankreich am Mittelmeer waren, wo sie die großen Schiffe beobachten konnte. Eines Tages habe ich Ihr die Farbabweichungen gezeigt. Da hat sie mir gesagt: "och hättest Du mir die bloß nicht gezeigt" .


    ... Genauso ist es; wie Wolfgang weiter oben gesagt hat: Ferngläser sind zum Durchschauen da !



    Zur "Bock/Grünzeug Situation": schau mal hier: http://www.optiker-webseite.de/DB/Online-Farbtest.asp , das 4. Bild (das 2. auf der rechten Seite): ich fand bei meinen Farbenblindheits-Test die ich in meinem Leben machen mußte, daß das Bild mit der braunen Zahl "im grünen Feld" immer das war, das - innerhalb den 5 oder 6 Testfelder, die man anschauen mußte - dasjenige war, wo die Zahl am schwierigsten zu erkennen war.


    ... Also auch da würde ich im Prinzip "Entwarnung geben".



    Aber das Alles nur aus der Entfernung beurteilt, ohne das Gerät gesehen zu haben !




    [Kann ich Dir auch noch noch eine - wahrscheinlich dumme -Frage stellen, weil ich mich für Etymologie (= den Ursprung der Wörter) interessiere ? Warum sagt man eigentlich "er hat einen Bock geschossen", wenn jemand eine Dummheit gemacht hat ?]



    Gruß



    Edit: Text (Umkehrung der Reihenfolge von grünen und blaurotem Fokus beim Achromaten) korrigert

  • Was du alles weißt, Rudi ! Ich habe gerade entdeckt, dass sich auf der rechten Fernglasseite das Prisma, denke ich, diagonal verschoben hat. Wenn ich nämlich auf der linken Seite zuerst durchsehe ist die z. B. eine Hauswandkante senkrecht nach unten, wie sie sein soll. Schaue ich dann durch die rechte Seite, verschiebt sich die Hauswandkante aus der Vertikalen ein paar Grad nach rechts, steht also schief. Kann ich das selber wieder richten oder sollte ich es zu Zeiss schicken?
    Danke Jasper




    Das mit dem Bock kenne ich nur als ´´er hat einen Bock geschossen´´ im Sinne von ´´Er hat einen halt einen Fehler gemacht´´. Wo genau das herkommt, weiß ich leider auch nicht...

  • Was du alles weißt, Rudi !

    Hallo Jasper,


    ach weisst Du, wenn Du ein "Jungjäger" bist, bin ich wahrscheinlich ein bißchen älter als Du. ... Aber irgendwie muß man ja das alles, was sich im Laufe der Jahre in einem Kopf angesammelt hat, auch wieder (an andere) loswerden. Es bringt ja nichts, wenn das alles da drin bleibt. Und so ein Forum ist eine gute Gelegenheit, letzteres zu tun. ... ... Aber glaube mir, in meinem Kopf sind auch immer noch viele Dummheiten drin; ich will sagen, ich lerne immer noch jeden Tag bei.


    Du schreibst weiter, daß sich "auf der rechten Fernglasseite das Prisma, denke ich, diagonal verschoben hat". Ja, wie Du das mit vergleich mit den Häuserkanten beschreibst, scheint mir das auch so. Wenn man dem Link von oben folgt http://www.stern-freund.de/index.php?id=44 , scheint so eine Verdrehung eher selten zu sein, denn der Autor schreibt:


    "Wenn sich der scharfe Stern in der Bildmitte zentrisch im unscharfen Stern befindet und dann nach links oder rechts auswandert, wenn das Fernglas so gekippt wird, dass der Stern nach oben oder unten ins Bildfeld wandert, liegt das wahrscheinlich an einer Bilddrehung. Die Bilddrehung war bei den von mir bisher justierten Ferngläsern so moderat, dass ich diese nicht justiert habe".

    Was das "selber richten" oder an "Zeiss schicken" anbelangt, kann ich folgendes sagen: Also ich, "mit meinen Jahren auf dem Buckel", würde versuchen das selber zu machen. Aber ich weiß halt nicht, wieviel Erfahrung Du schon mit optischen Instrumenten hast und ob Du schon mal welche auseinandergenommen hast. Deshalb will ich Dir nicht zuraten, es selbst zu tun.


    Wie wäre es mit folgendem Vorschlag: Du schreibst zwei E-Mails: eines an Zeiss und eines an den Autor des obigen Beitrages (es kommt ja jetzt nicht auf ein paar Tage an). Und wenn Du von beiden Antwort hast, entscheidest Du selbst, aufgrund von den Kosten, den Antworten die Du bekommst, aufgrund Deiner bisherigen Erfahrung mit Dir selber (bist Du ein geborener "Ingenieur" / Handwerker oder hast Du zwei "linke Hände", wobei Du eine Risikoabwägung machen mußt (die Prismen, besonders die Kanten sind sehr empfindlich und Du kannst auch was kaputtmachen); was für eine Gefühl hättest Du, wenn Dir ein Prisma runterfallen würde ? Kannst du das aushalten ? ... Aber Du entscheidest, nachdem Du - unter den gegebenen Umständen (wenn man immer 5 Leute fragt, kommt man nie zu einer Entscheidung und oft steht man auch unter Zeitdruck, wenn man eine Entscheidung treffen muß) - möglichst viele Informationen eingeholt hast.


    [Zur Frage mit dem "einen Bock schiessen" habe ich zunächst folgendes gefunden:


    (1)" umgangssprachlich: Bei Schützenfesten wurde (nachweislich bereits im 15. Jahrhundert) dem schlechtesten Schützen als Trostpreis ein Ziegenbock überlassen. In den Schützengilden des 16. Jahrhunderts bedeutete "Bock" "Fehlschuss". Die Redensart ist seit dem 17. Jahrhundert schriftlich belegt, mündlich allerdings (im Gefolge des Schützenbrauchs) wesentlich älter".


    Aber dann noch das hier:


    "Erzogen ist langsam, versaut ist schnell.“ Gemocht habe ich diesen Satz in meinen jagdlichen Anfangsjahren überhaupt nicht, jedoch habe ich mit der Zeit die Weisheit begriffen, die darin liegt. Wobei es doch etwas gedauert hat, bis ich verstanden habe, worin das „Erziehen“ liegt und worin das „Versauen“. Gerade in meinen Anfängen auf Rehwild war ich im elterlichen Revier eng in das eingebunden, was man seinerzeit als Arbeitsabschuss bezeichnete: die Erlegung schwacher Böcke vor allem in der Jährlings-, teilweise in der Mittel-, ganz selten in der Altersklasse. Bessere oder gar gute Böcke waren zu beobachten, zu bestätigen, gegebenenfalls zu skizzieren, immer zu melden, aber nie zu schießen. Der Satz „der ist noch zu gut für dich“ wurde zu einem Mantra, das mir zum Hals heraushing. Nicht, dass ich jahrelang keinen guten Bock geschossen hätte. Mein erster guter Bock fiel sogar recht früh auf Einladung eines guten Freundes, und laut meiner Jagdtagebücher war er insgesamt der fünfte Bock meiner Lebensstrecke. Aber: Bis dahin hatte ich schon vergleichsweise viel Rehwild nicht nur gesehen, sondern genau beobachtet und bestätigt. Ich wusste also, dass das, was mir mein Pirschführer damals freigab, nicht irgendein, sondern ein ziemlich guter Rehbock war, und ich konnte dies schätzen und werten. Ich hatte gewisse Erfahrung im Jagen auf Rehwild, ich hatte sozusagen meinen Teil dafür getan. Es folgten viele sogenannte Abschussböcke sowie ein einziger besserer Bock – wiederum auf Einladung und unter Führung. Der erste wirklich gute Bock fiel sieben Jahre nach meinem Erstling, und bis ich im eigenen, freien und ungeführten Jagen einen starken Bock schoss, war mein Jagdschein bereits 16 Jahre alt. Ich will damit nicht sagen, dass man so lange warten muss. Aber durch das zuerst angeordnete und dann selbst praktizierte Schonen der starken Böcke hatte ich Respekt gelernt. Respekt vor dem Wild, und Respekt vor der Jagd. Ich will nicht behaupten, dass ein Jäger, der eine stärkere Trophäe als Erstling erlegt und dann eventuell so weitermacht, deswegen automatisch ein schlechter Jäger werden wird". aus: http://www.jaegermagazin.de/ja…en-medien/der-erste-bock/ ".


    Mir gefällt die zweite Geschichte besser ;) !


    Alles Gute