Sadr und Umgebung HaLRGBOIIISII

  • Hallo. Habe mich im Juni hauptsächlich dem Umbau meiner Sternwarte auf kompletten Remotebetrieb gewidmet.
    In den Nächten wo es ging habe ich Daten für das Bildchen gesammelt.
    Das Ergebnis lautet.
    APM 107/700, Riccardi 0,75, ergiebt 525 bei f 4.9 Moravian G3 11000c und Mono
    Baader Planetarium H-Alpha 7nm: 10x1200" -20C bin 1x1
    Baader Planetarium Luminance: 18x600" -20C bin 1x1
    Baader Planetarium OIII 8.5nm 2": 12x1200" -20C bin 1x1
    Baader Planetarium RGB 2": 17x600" -20C bin 1x1


    Aufnahmedauer: 13.2 Stunden



    Hier zur grossen Ansicht
    http://www.astrobin.com/full/48068/?mod=none


    Hoffe es mundet.

  • Hallo Reinhard,


    und wie das "mundet"! Genial wie Du die Gegend zwischen Sadr und Sichel abgelichtet hast! Schreit nach mehr!


    Gruß und CS!


    Volker


    ...der ab jetzt 14 Tage offline ist:happy:!

  • Hallo,
    Du verwendest eine 9ym Kamera bei 700mm?
    Ich weis, es geht ja immer ums Feld. Aber da ist doch die ganze Auflösung verschenkt.
    Dann lieber ein Mosaik, wie ich es inzwischen praktiziere.

  • Hallo,


    ist die Schärfe in Ordnung, dann ist das Bild (so wie hier gesehen) gut. Würde ich in der "normalen" Fotografie die Pixelgröße in Relation zur Brennweite setzen, dann hätte ich entweder nur zwei Brennweiten oder 8 Kameras verschiedenster Art. Man muß es nicht übertreiben, nur das Endergebnis zählt - und das ist hier ausgezeichnet!

    Liebe Grüße
    Winfried


    Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"...

  • Hallo,
    hier die Erklärung:
    http://www.sbig.de/universitaet/glossar-htm/sampling.htm
    Ganz genau brauch man das nicht zu nehmen, aber 525mm und 9ym sind schon daneben.
    Ich arbeite mit 450mm und 5,4ym, da bin ich schon im Undersampling, das heist das Bild wird eigentlich immer scharf, weil die Auflößung nicht auf den Chip gebracht wird.
    In Deinem Fall hast Du wohl immer ein scharfes Bild, egal was für ein Seeing. Darum sehen die auch so toll aus. Auflösung verschenkst Du jedoch.

  • ...Auflösung verschenkst Du jedoch


    Warum eigentlich?
    Es kommt doch nur darauf an, das Objekt formatfüllend zu fotografieren. Dazu brauche ich doch keine verschiedenen Auflösungen oder Pixelgrößen, oder?
    Die Mathematik darin mag zwar stimmen, aber es zählt am Ende nur das Ergebnis.
    Was wäre der "richtige" Weg und welcher Ausschnitt käme dabei heraus? (man hat ja meist nicht mehrere Kameras unterschiedlicher Pixelgröße und auch nicht die Anzahl dazu notwendiger Optiken)

    Liebe Grüße
    Winfried


    Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"...

  • Hallo zusammen,


    ich kann die Frage (Reinhards) auch beantworten:


    Die Größe des Beugungsscheibchens in Bogensekunden ist ca. 0,251643 * L / D, wobei L die Wellenlänge in nm und D die Teleskopöffnung in mm ist. In Deinem Beispiel:


    0,251643 * 700 / 107 = 1,64" (auf zwei Stellen).


    Der pro Pixel abgebildete Winkel in Bogensekunden ist ca:


    206,2648 * P / F, P = Pixelgröße in my, F = Brennweite in mm


    In Deinem Beispiel:


    206,2648 * 7 / 525 = 2,75" (gerundet)


    bei der vollen Brennweite ohne Reducer ergäbe sich: 2,06"


    Nun ist die Größe der Airy-Scheibe (Beugungsscheibchens) in unseren Breiten meist uninteressant, da das Beugungsscheibchen über einen mehr oder weniger großen Bereich "verschmiert" wird - das ist die seeing-disk. Es ist kaum anzunehmen, daß Du (oder irgendjemand sonst in unseren Lagen) selbst bei einer Belichtungszeit von < 1 Sek. ein Airydisk von 1,64" scharf abbilden kann, da die Turbulenzen eine wesentlich höhere Frequenz haben. Selbst bei kurzen Belichtungszeiten dominiert der Seeing-Effekt und die Größe des Beugungsscheibchens ist irrelevant. Leider hält sich hartnäckig das Märchen, dass eine größere Öffnung auch photografisch eine höhere Auflösung zur Folge habe. Das stimmt einfach deshalb nicht, da das Seeing dominiert - es bestimmt die Größe des "Flecks". Man kann die erste Formel natürlich auch rückwärts anwenden und erhält


    D = 0,251643" * L / S, L ist wieder die Wellenlänge in nm, S das Seeing in Bogensekunden. D in mm.


    Bei 700nm und einem Seeing von 2" (sehr gut) erhält man D = 88,07 mm. Das bedeutet, dass man bei 700nm / 2" seeing ab einer Öffnung von 88,07 mm keinerlei Gewinn in der Auflösung mehr erwarten kann.


    Neben der Berücksichtigung des Seeing gibt es noch einen zweiten, wesentlichen Faktor: das Nyquist Sampling Theorem. Auf die CCD Photografie angewendet lautet dies: Das Seeingscheibchen S muss sich über mindestens 2 Pixel erstrecken. Verletzt man dieses Kriterium, also S < 2 Pixel, dann geht Information, die im Photonenfluß enthalten ist unwiederbringlich verloren - da hilft keine wie auch immer geartete Nachbearbeitung des Bildes (obwohl manche auch das immer noch glauben). In der Akustik gibt es das Theorem natürlich auch - es bezieht sich ja auf jede Art von Messungen: Eine Musik-CD soll Frequenzen bis zu 20KHz treu wiedergeben. Man sampled deshalb mit mehr als 40KHz (in der Tat 44KHz oder gar 48KHz) - also wieder mehr als das doppelte des Signals.


    Den Fall S < 2 Pixel nennt man undersampling (schlecht, Information wird vernichtet)
    Den Fall S >= 2 bis 3 (bei der Obergrenze scheiden sich die Geister) nennt man well sampled (Idealfall)
    Den Fall S > 3 nennt man oversampled.


    Die Untergrenze 2 Pixel folgt zwingend aus oben genanntem Theorem und ist eine wissenschaftliche Tatsache, keine Konvention oder die Meinung des Einen oder Anderen. Die Obergrenze (hier als 3 Pixel angegeben) ist ebenfalls wichtig. Man kann nicht sagen, naja, dann eben möglichst kleine Pixel, dann bin ich auf der sicheren Seite. Die Folge von oversampling ist, dass die Empfindlichkeit sinkt und sich der Signal-Rauschabstand dramatisch verschlechtert (S/N Signal to noise). Die Empfindlichkeit sinkt, da sich der Photonenfluß pro Zeiteinheit auf mehr Pixel verteilt. Damit treffen weniger Photonen pro Pixel pro Zeiteinheit ein. Nun gilt aber für das Poissonrauschen der Photonen die Beziehung S/N ist proportional zu n/sqrt(n), wobei n die Zahl der eingetroffenen Photonen während der Belichtungszeit ist und sqrt(n) ist die Quadratwurzel aus dieser Zahl. Beispiel: 10000 Photonen wurden registriert. Das ergibt ein ein S/N von 100 : 1 (Signal 100 mal stärker as das Rauschen). Treffen aber nur halb so viel Photonen ein (5000) dann ergibt sich S/N 70 : 1, also schlechter. Bei einem Viertel (2500 Photonen) hat man ein S/N von 50 : 1, also nur noch die Hälfte der ursprünglichen 100 : 1. Dem kann man nur auf eine Weise abhelfen: länger belichten, damit mehr Photonen pro Pixel ankommen. Das ist an sich schon unangenehm aber schlimmer noch: es hat nicht ganz den gewünschten Effekt, denn je länger man belichtet, desto mehr thermische Elektronen werden gespeichert - die kann (und muss) man zwar nachher mittels "darks" abziehen aber wenn man sich das Ganze als Brunnen vorstellt (nichts anderes bedeutet ja "well"), dann passiert Folgendes: von oben wird der Brunnen langsam mit Elektronen gefüllt, die direkt von Photonen herkommen. Von unten werden aber auch Elektronen in den Brunnen gepumpt - eben die thermischen (das nennt man ja auch Dunkelstrom). Den Brunnen darf man sich auch anfangs nicht leer vorstellen - ein paar Elektronen sind immer schon da (Bias), die zieht man aber mit den darks gleich mit ab. Jedenfalls nimmt die Restkapazität des Brunnens schneller ab, als es ohne Dunkelstrom der Fall wäre. Einer knabbert an einem Ende des Schokoriegels (Photonen) aber dummerweise knabbert auch einer am anderen Ende (dunkelstrom). Klar, daß der Riegel schneller alle ist. Man sagt das Pixel ist "gesättigt". Da man den Dunkelstrom in der Signal/Rausch-Analyse berücksichtigen muss, bedeutet das eine stetige Verschlechterung mit wachsender Belichtungszeit. Übrigends kann man zeigen, daß das S/N Verhältnis beim "Stacken" von mehreren Aufnahmen erhalten bleibt - es wird nicht schlechter als das schlechteste Einzel-S/N aber auch keinesfalls besser als das beste S/N unter all den Aufnahmen.


    Fazit: Gutes Sampling (2-3 Pixel für ein Seeingscheibchen) bringt in jeder Hinsicht optimale Ergebnisse. Undersampling vernichtet Information, Oversampling führt zu längeren Belichtungszeiten mit dramatisch abnehmendem Signal/Rausch-Verhältnis und damit auch zu einem abnehmenden Dynamikumfang.


    Wenn pretty pictures trotz grober sampling Fehler prima aussehen, so ist dies der Nachbearbeitung mit den bekannten Programmen geschuldet. Mit diesen Programmen kann man nämlich jede Menge Informationen (Details) künstlich erzeugen, die gar nicht von Photonen stammen können, welche der Sensor registriert hat. In der Photometrie und Astrometrie sind solche "Schminktöpfchen" deshalb absolut tabu.


    Lieber Reinhard, das ist jetzt etwas lang geworden - so genau wolltest Du es vielleicht gar nicht wissen. In Deinem Fall handelt es sich jedenfalls um Undersampling, selbst wenn Du im Weltraum photografieren würdest. Dort wäre Airydisk = Seeingdisk, also 1,64" bei 2,75"/Pixel. Um dort das Samplingtheorem erfüllen zu können bräuchtest Du 0,82"/Pixel oder etwas, aber nicht viel, weniger. Well sampled wäre Deine Aufnahme ab einem Seeing von ca. 2 * 2,75" = 5.5" - das ist leider sehr schlecht. Es gibt offensichtlich nur zwei Möglichkeiten das zu ändern: kleiner Pixel und/oder längere Brennweite. Die beiden Extreme sind bei einem Seeing von sagen wir 2":


    1) Nur kleiner Pixel aber ohne Reducer: ergibt Pixelgröße P = 3,4 my oder etwas kleiner
    2) Nur andere Brennweite: ergibt F = 1856 mm


    oder in einer Formel (2" Seeing): F/P >= 206,3 (wieder F in mm, P in my).


    Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.


    Viele Grüße,
    Michael

  • Hallo Michael,


    sauber erklärt, verstehe aber nur Bahnhof...
    Macht aber nichts, rein mathematisch und meinetwegen auch physikalisch sauber erklärt. Habe es mir kopiert und werde es mal versuchen, nachzuvollziehen.
    Trotzdem meine Frage zum PRAKTISCHEN, wie in meiner Frage bereits postuliert: ich habe EINE Kamera und EIN Teleskop. Kann ich (als Amateur) deswegen darauf verzichten, Dinge zu versuchen abzubilden, die nicht den mathematischen und physikalischen Voraussetzungen zwischen Pixelgröße und Brennweite entsprechen?


    Das mag für die professionelle Astronomie gelten, die Dinge herausarbeiten möchten, die von WISSENSCHAFTLICHER Bedeutung sind. Aber gilt das auch für reine "pretty pictures?
    Werden wir hier in der Amateurastronomie zwischenzeitlich zu professionell?


    Gut, ich habe mich aus der Astro-Fotografie verabschiedet, die (normale) Fotografie betreibe ich ca. 12 Stunden am Tag, warum also auch noch nachts? - Aber ich möchte Amateur bleiben, nicht Profi werden.
    Müssen wir uns diesen Zwängen unterwerfen?

    Liebe Grüße
    Winfried


    Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"...

  • Selbstverständlich sind unsere Aufnahmen ja nicht wissenschaftlich zu verstehen.
    Das wollen und können wir auch nicht.
    Was mir halt etwas auffällt, ist das schöne Teleskop in Verbindung mit der Kamera.
    Wie Michel erklärt hat, würde bei dem 11000er Chip ein Quadruplet 65/420mm reichen, ich behaupte mal, es wäre kein signifikannter Unterschied ausser dem noch größeren Feld.


    Sorry Winfried, ich frage mich, wieso Du in diesen Thread schreibst.
    Du schreibst, wie auch schon 100mal zu lesen, das Du Dich nicht diesen Zwängen unterwerfen möchtest.
    Deshalb aber bitte nicht von "wir" sprechen, denn es gibt noch Andere mit anderen Meinungen und Zielen.
    Deine Aussagen hier haben keinerlei Funktion, weisen nur wieder explizit auf Deine Abneigung der Astrofotografie hin.
    Versuchst nur Andere von der Sinnlosigkeit dieses Technikwahnes zu überzeugen. Gerade "uns" macht dies aber Spass, kannst Du das verstehen?
    Wir kennen Dich und wissen um Deine Meinung dazu! Lass es doch bitte gut sein.


    Versteh das bitte wieder nicht falsch, als Zeichen meinerseits habe ich Dich aus der "Ignorier-Liste" entlassen.

  • Stefan,


    das hat absolut nichts mit meiner "Abneigung" gegen die Astrofotografie zu tun. Wie Du weißt, bin ich ein absolut in der Fotografie verwurzelter Mensch, der damit seit über 40 Jahren sein Geld verdient.
    Das ANDERE ist mein Hobby, und da tue ich gewiss nicht das, was ich den ganzen langen Tag lang tue. Daher, - und nur deswegen, zeichne ich.
    Hat also nichts mit Abneigung zu tun. Ich respektiere das, was ihr als Astrofotografen macht und finde Eure Ergebnisse auch toll. Da kann manchmal auch das Hubble sich eine Scheibe davon abschneiden.
    Ich finde es auch gut, wenn einige sich mit der Mathematik des Ganzen beschäftigen, also welche Pixelgröße passt zu welcher Brennweite.
    Aber wenn ich solche Aufnahmen, - wie gerade vorgestellt, sehe, dann frage ich mich einfach, wo ist da die "Pixelverschwendung" ?
    Die Aufnahme ist doch (in meinen Augen) perfekt, warum dann mehr?


    Müssen wir immer nach Besserm streben? Müssen wir immer besser als andere sein? Kann Hobby nicht einfach Hobby bleiben?


    Das sind meine Fragen, nicht mehr und nicht weniger. Jedem das Seine, jeder mag nach Perfektion streben, das mache ich in meinem Beruf auch. Aber muß ich das auch in meinem Hobby machen? - Ich zeichne, weil ich es mag und weil ich sehen will, was ich gesehen habe (und nicht mehr). - Sonst wäre es mein Beruf und das ist es nunmal nicht. Vielleicht verstehst Du es, ich kritisiere niemanden, der nach Perfektion strebt. Ich DENKE nur, man solle das im BERUF machen, nicht aber im Hobby. Denn dann wird Hobby zum Streß, und genau das sollte es ja nicht sein, sondern Entspannung zum täglichen Kampf ums Überleben. - So jedenfalls sehe ich unser Hobby.

    Liebe Grüße
    Winfried


    Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"...

  • Hallo Winfried,
    gebe ich Dir schon recht.
    Ich persönlich aber strebe immer weiter nach Besserem. Mir macht das Spass und ist kein Stress für mich.
    Bloß das Ende der Fahnenstange ist bald da. Muss mir was Neues einfallen lassen, mache jetzt halte 40 Stundenaufnahmen.
    In ein paar Jahren ist dann auch Schluss und die Ausrüstung steht zum Verkauf. So ist es manchem Fotografen ergangen.


    Für mich ist das kein Hobby mehr, sondern eine Berufung.
    So will ich es aber und stecke fast alles Geld da rein.

  • Hallo zusammen,


    ich muss etwas korrigieren: Stefan, Du sprachst in Deiner ersten Antwort von 7my Pixeln. Das habe ich übernommen - die Kamera hat aber 9my Pixel. Daraus erbibt sich bei 525 mm Brennweite: 3,34" / Pixel, also noch "schlimmer". Außerdem habe ich überlesen, daß Du, Reinhard auch eine Farbkamera neben der Monokamera einsetzt. Bei Farbkameras mit Bayermatrix muß man aber in obigen Rechnungen die Einzelpixelgröße mit 2 multiplizieren, da ein "Bildpunkt" mit allen drei Farbkanälen 2x2 Pixel belegt. Damit kommst Du dann in der obigen Rechnung auf 7,07" / Pixel. Das ist offen gesagt gruselig, wenn man das Sampling Theorem heranzieht.


    Also nochmal das Beispiel mit einem 2" Seeing, 525 mm Brennweite, 9 my Pixel mono, 18 my Farbe, 700nm Wellenlänge, Sampling Theorem erfüllt, also ca. 1" / Pixel:


    Mono: P = F * S / (2 * 206,2648) = 525 * 2 / (2 * 206,2648) = 2,55 my (gerundet).
    Farbe: Die Hälfte von mono, also P = 1,27 my.


    Bei 700 mm Brennweite ergibt sich P = 3,4my / 1,7my (Mono/Farbe). Kameras mit ca. 3,4 my gibt es, aber 1,7my Farbe - selbst wenn es das geben sollte wäre der Preis wahrlich astronomisch. Wenn Du zwei ansonsten identische Kameras für eine Kompositaufnahme verwendest, eine Mono eine Farbe, dann kannst hast Du in jedem Fall ein Samplingproblem wegen des Faktors 2 für die Pixelgröße (in ") für die Farbkamera. Du könntest die Brennweite so einrichten, daß die Farbkamera ungefähr S/2 " pro Pixel abbekommt (S = durchmesser seeingdisk in "). Dann wäre die Monoaufnahme (ich nehme an für die Luminanz) eben oversampled. Da die Monokamera empfindlicher ist als die Farbversion desselben Kameramodells wird die eigentlich längere Belichtungszeit in Mono wegen des oversamplings vielleicht kompensiert und Du kommst in etwa mit denselben Belichtungszeiten für Mono und Farbe hin. Die geeigneten Brennweiten bei 9my/18my (M/F) und 2" Seeing wären:
    1857mm / 3714 mm oder jeweils etwas mehr (Barlowlinsen). Das Gesamtfeld wird natürlich kleiner aber dann kannst Du ja eine Mosaikaufnahme machen.


    Ich möchte aber auch noch etwas zu Winfrieds und Stefans Beiträgen sagen. Winfried, Du hast gefragt, was man tun soll, wenn man 1 Teleskop und 1 Kamera hat, wenn die den Anforderungen des guten Samplings (du sagst der Mathematik und Physik) eben nicht genügen. Ganz einfach: die Brennweite des Teleskops anpassen! Reinhard verwendet einen 0,75 Reducer, was in seinem Fall leider ein Schritt in die falsche Richtung ist - er braucht eine passende Barlowlinse. Wenn man kein konstantes Seeing hat (wer hat das schon in unseren Breiten) kann man die optimale Abstimmung halt nicht ein für alle Mal beim Kauf der Geräte berücksichtigen - es sei denn, man kauft sich einen ganzen Zoo von Kameras und ggf. Teleskopen. Das Beste ist dann, man stimmt Teleskop und Kamera, besonders letztere, vor dem Kauf aufeinander ab unter Berücksichtigung des am Beobachtungsort zu erwartenden mittleren Seeing. Die Feinanpassung für eine Aufnahmesitzung macht man dann über die Brennweite: bei besserem Seeing ggf. verlängern, bei schlechterem ggf. verkürzen (Barlow/Reducer).


    Winfried, Du sagst, sinngemäß, daß die ganzen Überlegungen/Rechnungen für Amateure doch keine Bedeutung hätten, nur Profis sollten solche Ansprüche stellen, da die Ergebnisse eine wissenschaftliche Aussagekraft haben müssen. Ich stimme Dir insofern zu, als Astrophotographie im Sinne von "pretty pictures" keinerlei wissenschaftlichen Wert hat, insbesondere dann nicht, wenn an den "Schräubchen" mittels Bildbearbeitung gedreht wird - da wird aus einem roten Riesen schnell mal ein weißer Zwerg - was soll's, sieht aber hübsch aus... ich widerspreche Dir aber heftig, was die wissenschaftliche Verwendbarkeit von Amateurarbeiten anbelangt: Amateure liefern tagtäglich wissenschaftlich hochwertige und von den Profis dringend gebrauchte und überaus geschätzte Beobachtungsdaten, insbesondere in den Bereichen Photometrie (visuell und mit CCDs), Astrometrie (CCDs), Spektroskopie (CCDs). Wenn nur genug Exoplaneten entdeckt worden sind wird das auch eine Domäne der Amateurastronomen werden. Der Witz an der Sache ist, daß man hochgenaue Daten mit einfachen Mitteln gewinnen kann, wenn man diese mit Sorgfalt erfasst und ebensolcher Sorgfalt aufbereitet. Es sind so viele veränderliche Sterne bekannt, daß die Profis die gar nicht überwachen können - andererseits sind die Messdaten unerlässlich für die Theorie der Sternentstehung und Sternentwicklung. Kleines Beispiel: mit Übung und Sorgfalt kann man mit einem kleinen Teleskop, sagen wir 8 - 20cm Öffnung und einer guten CCD Kamera (gut muß hier nicht unbedingt teuer heißen, gut ist in jedem Fall: kein Antiblooming Gate, Monochromkamera) schon als Anfänger Sternhelligkeiten (in verschiedenen, standardisierten Schwerpunktswellenlängen - also kein RGB) mit einer Genauigkeit von 0.05 mag messen. Mit mehr Erfahrung kann man das auf 0.01 mag steigern (visuell mit viel Erfahrung vielleicht 0.5 mag). Das ist keine Behauptung, sondern tägliche Praxis von Amateuren, die sich diesem Zweig des Hobbys verschrieben haben. Dabei ist der Zeitaufwand pro Messung mit anschließender Auswertung geringer als die Anfertigung eines "pretty pictures" und das Ergebnis ist wissenschaftlich wertvoll.


    Stefan, ich glaube Du hast mich missverstanden - ein 65/420-er Teleskop bei einem 9my Chip wäre ja noch schlechter was das Sampling anbelangt. Die Öffnung spielt nur eine Rolle bei der Berechnung der größe der Airydisk (Beugungsscheibe). Sobald diese kleiner ist als das Seeing, bringt eine weitere Verkleinerung der Disk durch Vergrößerung der Öffnung keinen Auflösungsgewinn mehr. Das Einzige was eine größere Öffnung verbessert ist die Photonenausbeute, d.h. mehr Photonen pro Zeiteinheit. Man kann also bei gleicher Belichtungszeit lichtschwächere Sterne oder sonstige Details aufnehmen, was aber keine höhere Auflösung bedeutet sondern einfach nur "mehr Licht" - das wird leider gerne durcheinandergebracht. Wenn mehr "drauf" ist, neigen wir dazu zu sagen, daß die Auflösung besser sei, in Wahrheit kommen einfach nur Details zum Vorschein, die die kleinere Öffnung (bei ansonsten gleichen Daten) in der gegebenen Belichtungszeit mangels genügend Photonen nicht einfangen konnte.


    Ich möchte zum Abschluss noch etwas über Teleskopauflösung sagen: Die Formel für die Größe der Airydisk wird leider meist falsch interpretiert. Ein Beispiel: Ein Teleskop mit 20cm Öffnung bei 550nm Wellenlänge erzeugt ein Beugungsscheibchen mit einem Durchmesser von 0,692". Das wird dann meist als "die Winkelauflösung" des Teleskops angegeben (lustigerweise oder sollte ich sagen hinterhältigerweise geben Händler die zugrunde gelegte Wellenlänge nicht an - ein allseits bekannter Händler aus Süddeutschland gibt für meinen 6" MAK eine "Auflösung" von besser als 0,8" an - die Airydisk wird aber nur so klein wenn ich bei 470nm oder weniger beobachte!). Die Festlegung "Winkeldurchmesser der Airydisk = Winkelauflösung des Teleskops" ist völlig willkürlich und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Das ist selbst visuell falsch, wie man leicht bei hellen Doppelsternen (+ kein großer Helligkeitsunterschied der Komponenten) selbst überprüfen kann: wenn man etwas aus dem Fokus geht, sodaß man die Airydisk(s) sehen kann, dann erscheint das Gesamtbild bei einem Abstand der Komponenten, der kleiner ist als der Durchmesser der Airydisks, als "Erdnuß" - die Scheibchen überlagern sich, sind aber eindeutig nicht schön rund (gutes Seeing vorausgesetzt). Man kann also eindeutig zwei Quellen ausmachen. Mit CCDs läßt sich das noch dramatisch verbessern:


    Es gibt ein Auswerteverfahren, welches sich super resolution (Überauflösung) nennt. Darüber gibt es im Internet viele wissenschaftliche Abhandlungen. Das gute daran ist (lieber Winfried), daß Überauflösung auch Amateuren zugänglich ist mit einem "normalen" Teleskop und einer CCD Kamera und der nötigen Sorgfalt. Thilo Bauer hat mit oben genanntem 20cm Cassegrain und Überauflösungs-Auswertung einen Doppelstern mit 0,2" photografisch getrennt. Die Airydisk ist aber selbst bei 365nm (ultraviolett) bei 20 cm Öffnung noch 0,46" groß! Wen das interessiert, der sollte sich den Artikel von Thilo Bauer anschauen (ist ein PDF): http://www.bav-astro.de/rb/rb2012-3/193.pdf


    Dort ist auch eine überaufgelöste Aufnahme von M13 zu sehen (20cm Cassegrain, f/6.5, Canon EOS 40D, 30sec bei ISO 800, 285 Aufnahmen, davon 100 ausgewählt und gestackt und mit super resolution Algorithmen bearbeitet). Interessant ist dabei auch, daß die so gewonnenen Aufnahmen sowohl photometrisch als auch astrometrisch treu sind, also keine Veränderung von Helligkeiten, Farben oder Abständen. A propos Abstände: obwohl es zunächst verrückt klingt, kann man mit Überauflösung Sternabstände auf z.Zt. 1/100 Pixelgröße genau messen. Das hört sich deshalb verrückt an, da es bedeutet, daß man die Position des Intensitätsmaximums (= Position des Sterns) auch noch innerhalb eines einzigen Pixels bestimmen kann, obwohl ja alles Licht was auf ein Pixel fällt in einen "Sack" gesteckt wird.


    Stefan, falls Du die pretty-pictures einmal über hast, könntest Du mit Deinem Equipment doch den Ehrgeiz entwickeln, etwas zur astronomischen Wissenschaft beizutragen. Amateure haben schon sehr viele Veränderliche entdeckt auch Novas und Supernovas - ihre Namen werden offiziell eingetragen und bleiben der Nachwelt für immer erhalten - auch ein Ansporn oder nicht?


    Viele Grüße,
    Michael

  • Hallo Michael,
    war wohl ein Schreibfehler, Farbkamera habe ich überlesen, Das macht die Sache ja noch schlechter.
    Eine 11000er als Farbkamera, wie kann man sowas überhaupt herstellen.


    Missverstanden nicht, Winfried sprach ja von Feld, darum der 65/420mm.
    Ich weis ja selbstverständlich Bescheid.


    Man weis ja nicht auch mehr um was es geht, Auflösung oder Feld.
    Egal, als expliziter Refraktorfan tut die Kombi halt sehr weh.


    Ja das Ende der pretty pictures wird irgendwann kommen.

  • Hallo Michael,
    es stand schon 9ym da, Farbkamera habe ich überlesen, Das macht die Sache ja noch schlechter.
    Moravian G3 11000c und Mono, sind jetzt beide Kameras im Einsatz? Viel Geld, wobei ich die 11000c für rausgeschmissenes Geld halte, ganz besonders bei diesem Teleskop.
    Gut ich hatte auch mal 2 4000er, eine Farb. Aber da kann ich gleich ne DSLR nehmen. So besonders war der Fortschritt nicht ausser der Kühlung.
    Die Kombination tut mir als Refraktorfan halt sehr weh.


    Missverstanden nicht, Winfried sprach ja von Feld, darum der 65/420mm.
    Ich weis ja selbstverständlich Bescheid.


    Man weis ja nicht mehr um was es geht, Auflösung oder Feld.


    Ja das Ende der pretty pictures wird irgendwann kommen.

  • Hallo meine Lieben Kollegen.
    Ich dachte nicht , daß eine simple Frage so was auslöst.
    Ich selbst betrachte mich nicht als Astronom sondern bestensfalls als Hobbyfotograf, vielleicht mit falscher oder nicht korrekt zusammengestellter Ausrüstung. Details zur Ausrüstung auf meiner HP.
    Nach 2 Jahren, die ich dieses Hobby nun betreibe bin ich mit den Ergebnissen mehr als zufreiden, da es mir hauptsächlich um die Schönheiten der Natur, um nicht zu sagen die Wunder des Unbiversums geht.
    Ob da jetzt ein paar Pixel fehlen oder nicht , ist doch egal, da ein falscher Handgriff in der EBV alles sowieso vernichten kann.
    Zum Thema Perfektion lieber Stefan." Ich war bis vor ein paar Jahren vom Wahnsinn zur Perfektion getrieben. Geendet hat dies in einem Burn Out mit folgender Krebserkrankung. Weist Du , da werden solche Dinge sehr schnell relativiert. Aus dem Berufsleben hat man mich dann auch ausgeslossen."
    Ich für meine Person habe gelernt, daß es wichtigere Dinge im Leben gibt.
    Also werde ich weiter mit meinen 6 Kameras und meinen 4 Teleskopen probieren, und Freude an solchen Ergebnissen haben.

  • Hallo Reinhard, Stefan,


    ich möchte gerade im Hobby aber auch sonst im Leben kein Getriebener sein, schon gar nicht von meinem eigenen Ehrgeiz. Das Hobby Astronomie macht mir einfach Freude und ich finde es entspannend. Du, Reinhard siehst das offenbar (inzwischen) ähnlich. Mein Versuch, die CCDlerei ein wenig zu erklären sollte nicht bedeuten, daß ich meine, Du solltest irgendetwas an Deiner Herangehensweise ändern. Ich beschäftige mich erst seit kurzer Zeit mit dem Themenbereich Photometrie und dachte mir, vielleicht kann eine Erklärung, gespickt mit ein paar Formeln, die nur die vier Grundrechenarten enthalten (genau genommen nur zwei) für Andere auch von Nutzen sein. Mehr nicht, keinerlei Anspruch auf Perfektion.


    Ein Experiment anzustellen kann auch sehr viel Freude bereiten - also warum nicht einfach einmal die Brennweite verlängern und sehen, ob das Ergebnis irgendwie anders ist.


    Stefan, ich kann nur wiederholen, was ich bereits gesagt habe: lass Deine Maschinchen einmal etwas Photometrie machen. Das macht auch viel Spass auch wenn das Resultat eine Lichtkurve und/oder eine Tabelle ist - ganz ohne Farben. Wäre doch auch ein Experiment.


    Take it easy, be happy


    Lieben Gruß,
    Michael