Hallo Wolfgang,
es ist und bleibt ein Designer-Produkt und ist deswegen eine Design-theoretische Darstellung, die nur auf dieser Ebene
mögliche Unterschiede erklären könnte. Nach der Fertigung kommen aber neue Parameter hinzu, die die Vergleichbar-
keit über den Haufen werfen.
du machst doch mit deinen Schnittweiten und den darauf basierenden Verhältnissen zur Schärfentiefe nichts Anderes.
Der Unterschied ist nur das du so den Gaußfehler nicht berücksichtigen kannst, während man ihn bei einer Strehlkurve mit reinnehmen kann und das du auf eine Kurvendarstellung verzichtest sondern stattdessen das Ganze nur als Tabelle zeigst.
Nehmen wir mal den Eingangs vorgestellten AS 63/840.
Da lautet deine Tabelle zu den Schnittweiten
F...........0,424mm
510nm…...0,186mm
e...........0,00mm
d...........-0,043mm
C...........0,162mm
Das Ganze könnte man natürlich auch grafisch als Kurve zeigen, die Aussage wäre praktisch die Gleiche nur das eine Kurve eben anschaulicher ist und sich einem auf den ersten Blick erschließt während sich einem so eine Tabelle erst nach und nach beim lesen erschließt.
Eine Kurve ist einfach nur anschaulicher und weniger trocken als so eine Tabelle und daher zu bevorzugen.
Deshalb zeigt man auch beim Farblängsfehler üblicherweise die Kurve und nicht die Tabelle.
Kurven zum Farblängsfehler gibt es ja in der Literatur und im Netz viele.
Du hast selbst schon welche gezeigt.
http://astro-foren.de/index.php/Thread/9916-Farblängsfehler-bei-Refraktoren/?postID=37481#post374
Hier das typische Doublet
http://rohr.aiax.de/ref-rutten03D.jpg
Das Problem ist hier nur das anhand der verschiedenen Schnittweiten als absolut Angabe in mm oder ym noch keine konkrete Beurteilung der Farbkorrektur möglich ist.
Eine Schnittweitendifferenz von 0,424mm bei dem AS 63/840 ist nicht mit einer solchen bei zb. einem C80/500 zu vergleichen.
Dazu benötigt man den Relativbezug zur Wellenoptischen Schärfentiefe.
Erst dieser Relativbezug ermöglicht eine Beurteilung des Farnlängsfehlers der konkreten Optik.
Diesen stellst du ja ebenfalls her.
Deine Tabelle von oben sieht nun so aus.
F...........W 2,18
510nm.....W 0,96
e............W 0
d............W 0,22
C............W 0,83
Der Unterschied ist nur das hier die Vorzeichen nicht berücksichtigt sind das heißt bei d wird aus -0,043mm einfach W= 0,22
Du bezeichnest dieses Verhältnis ja als W.
Das ist durchaus korrekt so denn für die Wirkung eines Defokus ist nicht seine Richtung sondern lediglich sein Betrag entscheidend.
Also egal ob ich hier 0,043mm Intra oder Extrafokal liege, der Wellenfrontfehler welcher sich aus diesem Defokus ergibt ist genau der Gleiche.
Ach hier ließe sich diese Tabelle natürlich wieder grafisch aufbereiten und als Kurve zeigen.
Das wäre anschaulicher.
Man kann aber auch bei Kenntnis der Eckdaten Öffnung und Öffnungsverhältnis aus den Schnittweitendifferenzen den Wellenfrontfehler ermitteln den so ein Defokus einführt und damit kennt man natürlich auch den Strehl.
Wer das selbst mal machen möchte, Aberrator leistet hier gute Hilfe.
Es geht natürlich auch mit jedem Optikdesignprogramm, ich mach es mit Oslo.
Die Tabelle sieht dann so aus
Optik 63/840
F...........0,424mm....... Strehl 0,326.........W 2,18
510nm.....0,186mm........Strehl 0,821.........W 0,96
e...........0,00mm..........Strehl 1,0............W 0
d..........-0,043mm........Strehl 0,989..........W 0,22
C...........0,162mm........Strehl 0,863.........W 0,83
Der Strehl und dein W Wert liefern exakt die gleiche Aussage über den Farblängsfehler!
Der Einzige Unterschied ist hier wohl eher psychologischer Art.
Der Unbedarfte kann mit W 2,18 wohl nicht sonderlich viel anfangen während er bei Strehl 0,326 schon eher weiß das das nicht gerade gut ist.
Vor diesem Hintergrund mag W 2,18 vielleicht etwas besser klingen wie Strehl 0,326 aber die Aussage welche beide Angaben über den Farblängsfehler machen ist exakt die Gleiche.
Wenn du hier den W Wert bevorzugst dann doch nur weil der weniger schlimm klingt.
Der W Wert hat halt nur den Nachteil das man hier den Gaußfehler nicht mit einbeziehen kann.
Beim Strehl kann man das natürlich.
Daher ist der Strehl hier nun mal zu bevorzugen weil er eben eine umfassendere Aussage macht als dein W Wert.
Wie gesagt, Poly-Strehlkurven gehören für mich in den Bereich vom Design und mögen beim theoretischen Vergleich
von Systemen eine Rolle spielen, wenn man dazu den entsprechenden Hintergrund hat.
Wie gesagt deine W Wert Tabelle ist praktisch nichts Anderes nur das hier der Gaußfehler außen vorbleiben muss.
Und das psychologisch der W Wert für Leuten die sich nicht auskennen vielleicht etwas weniger schlimm aussieht weil sie eben gar nicht beurteilen können welche Auswirkung dieser hat während man beim Strehl schon eher Bezug dazu hat.
Und weil ich es immer nur mit konkreten Optiken zu tun habe,
und nicht mit den System-Daten des Designs, kann ich mit einem PolyStrehl-Diagramm wenig anfgangen, weil meine
meßtechnische Wirklichkeit eine andere ist.
Wenn deine meßtechnische Wirklichkeit das Erstellen einer W Werttabelle erlaubt erlaubt sie selbstverständlich auch das Erstellen einer Strehltabelle.
Wenn du das nicht möchtest ist das deine Sache aber es kann jeder aus deinen W Werten den zugehörigen Wellenfrontfehler für den Farblängsfehler und damit den Strehl bestimmen.
Hier eine kleine Hilfestellung zur Umrechnung.
W 0 ...........Strehl 1,0
W 0,5.........Strehl 0,949
W 1...........Strehl 0,809
W1,5.........Strehl 0,61
W2............Strehl 0,40
W2,5.........Strehl 0,215
Und wenn wir schon den Strehl haben ließe sich natürlich auch der Gaußfehler problemlos integrieren und so eine richtige Strehltabelle mit umfassender Aussage zum Gesamtfarbfehler erstellen.
Und wenn wir die haben ist es nur noch ein kleiner Schritt das Ganze grafisch etwas aufzuarbeiten und als Kurve darzustellen.
= die von mir verwendete Formel für Schärfen-Tiefe. RC_Index = rohr.aiax.de/RC_Index.png
Was den Teil für die wellenoptische Schärfentiefe anbelangt so ist sie letztlich die Gleiche die Pudenz verwendet nur anders geschrieben.
Ich bevorzuge folgende Schreibweise.
T08= 2 * Lambda * N^2
N = Öffnungszahl = f/D
In Deutschland steht gewöhnlich N als Buchstabe für die Öffnungszahl http://www.otterstedt.de/wiki/index.php/%C3%96ffnungszahl
Die sphärische Aberration, die wellenlängenabhängig ist, muss klein genug sein. (= Gaußfehler und sehr unscharf formuliert)
bei Thomas Back konkreter fomruliert.
Nein Pudenz macht ganz exakte Angaben!!!
Zitat
"Ein Objektiv für visuelle Anwendung ist dann ein Apochromat, wenn die Definitionshelligkeit im Wellenlängenbereich von 480 - 644nm bezogen auf die Auffangebene für die Hauptwellenlänge 546nm größer gleich 80% beträgt."
Er fasst nur Gauß und Farblängsfehler bei seiner Forderung nach Strehl 0,8 zusammen.
Das ist auch richtig so!
Welcher Anteil nun auf das Konto welches Fehlers geht interessiert dabei nur am Rande.
Entscheidend ist was unterm Strich rauskommt und da verlangt er bei 480 und 644nm Strehl 0,8 (Gaußfehler + Farblängsfehler).
Wenn du mal in meine Tabelle zur Umrechnung von W Wert in Strehl schaust wirst du bemerken das wir bei W= 1 also einer Schnittweitendifferenz = der wellenoptischen Schärfentiefe einen Strehl von nahezu 0,8 haben.
Liegt also W1 vor darf der Gaußfehler praktisch nicht vorhanden sein damit unterm Strich noch Strehl 0,8 bleiben.
Läge rein theoretisch W = 0 vor dann könnten die Strehl 0,8 allein auf das Konto des Gaußfehlers gehen.
Grüße Gerd