Erfahrungsbericht Celestron Granite 10x50
Ein wirklich gutes Allround-Fernglas 10x50 im 500 bis 700
Euro-Bereich zu finden, ist nicht einfach. Für mich (58) habe ich die
Entscheidung für ein Granite 10x50, dem Flaggschiff von Celestron, getroffen.
Warum gerade dieses Glas?
Im Laufe der Jahre habe ich ca. 15 verschiedene Ferngläser
getestet, darunter auch viele 10x50. Für spontane Beobachtungen in Natur und
Astro ist ein Fernglas dieser Größe besonders geeignet. Gerade deshalb wollte
ich nun endlich ein gutes Glas für den Rest meines irdischen Daseins für
deutlich unter 1000 Euro erwerben.
Als absoluter Porrofan war ich eigentlich froh das Nobilem
10x50 B/GA kennengelernt zu haben. Leider besitzt es eine deutliche
Randunschärfe, die mich bei Astro ungemein stört. Im übrigen ist das für mich
der einzige Nachteil.
Granite 10x50 als Dachkant aus Magnesium mit ca. 850 Gramm
ist relativ leicht, sauber verarbeitet, liegt gut in der Hand und besitzt eine
edle Gummierung. Drehaugenmuscheln mit rastbarer Mittelstellung bieten einen
bequemen Einblick. Wie üblich am rechten Okular ein Ring zur
Dioptrieneinstellung – leider nur die Zeichen + oder - . Die Objektivdeckel mit
Befestigungslasche sind abnehmbar, was bei Beobachtungen empfehlenswert ist –
sie sitzen etwas locker in der Befestigung am Korpus. Okularseitig sind
einzelne Abdeckungen vorhanden, die mit einer beweglichen Brücke verbunden sind
und am breiten Tragegurt befestigt werden. Ein zusätzlich mitgeliefertes
Tragegeschirr am Oberkörper erlaubt, daß Glas beim Beobachten etwas ruhiger zu
halten und beim Wandern wackelt es am Körper nicht so – eine praktische Sache.
Praktisch ist auch die Möglichkeit, einen schmalen Metall-Stativadapter von
Celestron zu verwenden – die weitverbreiteten Standardadapter sind leider nicht
verwendbar.
Zum Wichtigsten – zur Optik: ED-Objektive und Okulare
besitzen eine grüne FMC-Vergütung. Das Bild ist farbecht, kontraststark, hell
und hat nur geringe Bildverzerrungen. Desweiteren bietet sich ein großes, sehr
scharfes Feld fast bis zum Rand. Die Wahrnehmung der Größe des scharfen Feldes
ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich – insofern kann ich das jetzt nicht
genau definieren. Da die Unschärfe im Randbereich nach außen gleichmäßig
abnimmt, fällt sie wenig auf – ein homogener Bildeindruck. Moderate Farbsäume,
die mich nicht stören, sind aber auch vorhanden. Weder zu leicht noch zu schwer
läßt sich der Mitteltrieb mit 1,5 Umdrehungen bewegen – genug Spielraum für
bequeme Scharfstellung. Der Laternentest bei Nacht zeigt die wesentliche Schwäche
des Glases: Reflexionen! Bei seitlichem Lichteinfall durch helle Objekte – z.
B. Laternen oder Mond – zeigen sich matte, kleine Scheibchen oder Ringe im Bild
– echt störend! Befindet sich das helle Objekt im Feld, besser noch auf der
Achse, fallen Reflexionen kaum noch auf. Dieser Mangel kann von Glas zu Glas
etwas unterschiedlich sein – hatte ja 2 Exemplare im Test.
Nun zum Einsatz am Nachthimmel: Absolut scharfer Mond mit
geringer Farbe am Rand, ein etwas überstrahlter Saturn als Scheibchen – kaum
Farbe und punktförmige Sterne bis weit in den Randbereich – für mich eine
angenehme Feldbeobachtung. Jetzt war klar: Dieses Glas für ca. 500 Euro hat
mich auch am Nachthimmel überzeugt!
Um die sehr hohe Feldschärfe maximal nutzen zu können,
sollte das Glas aufgelegt oder besser auf ein Stativ geschraubt werden.
Der Vollständigkeit halber noch: Beiliegende Tasche mit
verstellbarem Trageriemen ist gut gepolstert – kann gerade so auch quer über
die Schultern gehängt werden, um die Hände frei zu haben. Zuschnitt und Nähte
sind teilweise liederlich ausgeführt – für diese Preisklasse nicht akzeptabel.
Eine mehrsprachige Bedienungsanleitung ist inhaltlich gut, wobei ein paar Sätze
und eine Abbildung zum Tragegeschirr wegen optimaler Anwendung hilfreich wären.
Als Allroundglas hat das Granite das beste
Preis-Leistungsverhältnis bis ca. 700 Euro Kaufpreis – zumindest von den
Gläsern, die ich kenne. Wenn für die Gesamtbewertung 5 Sterne verfügbar wären,
würde ich guten Gewissens 4 vergeben!
Peter Schröpfer, April 2014