Hallo,
nachdem ich in letzter Zeit immer nur mit der AUSWERTUNG von Interferogrammen mit Atmosfringe herumspielen durfte, hegte ich dann natürlich irgendwann mal den Wunsch, die IFG´s auch selbst erstellen und fotografieren zu können.
Nachdem ich mir zig Mal sämtliche Bilder im Forum aller von euch gebauten
BIMs (Bath-Interferometers) angesehen hatte und auch Wolfgang mir immer wieder Mut machte, so ein Dingchen zu bauen, habe ich es jetzt eeeendlich
fertiggestellt, uff. Will euch das Ding nicht vorenthalten.
Und es zeigte auch schon vieeeele Streifen, hihi:
Spaß beiseite, leider war das kein Witz! Das Ding zeigte die schönsten Interferenzstreifen, die man sich vorstellen kann, und daß, obwohl ich noch gar keine zu prüfende Optik davorgestellt hatte!!!
Zum Verrücktwerden. An jedem Reflex, jedem Lichtkreis solche "Phantome", nur die EIGENTLICHEN Interferenzstreifen bekam ich nicht zu Gesicht.
Dabei hatte ich alles wirklich sehr gewissenhaft gebaut:
Habe auch so ziemlich jeden Freiheitsgrad für die Einstellung berücksichtigt, damit die spätere Handhabung angenehm und leicht wird (kann ich jetzt auch bestätigen). Über drei Handräder (na ja, der oberste ist eher eine schwarze Kugel) lassen sich x,y und z verstellen. Die seitliche Verkippung geschieht ganz unten mit dem Fuß, der durch leichtes Verdrehen im Gewinde auf und abfahren kann (danke für die Tipps, Wolfgang, Thomas und wer noch alles geholfen hat!!!) Das 40x40 Alu Profil läßt sich als ganzes wie ein Gewehr nach oben und unten schwenken, so daß man sehr leicht auf die Mitte des Spiegels oder Flats "zielen" kann.
Die Verstellbarkeit des Lasers hab ich ziemlich kostengünstig realisert:
habe bei einem Billigst-Aluguss-Sucherhalter eines Celestronteleskops einfach
den "Fuss" abgesägt und den Laser statt des Suchers eingelegt. Klappt super und sieht auch noch relativ edel aus!
Die Verstellbarkeit des Teilerwürfels habe ich hier aus dem Forum übernommen, nur daß Wolfgang das Ding auf einen sehr dünnen Metallstreifen mit Teppichklebeband gesetzt hat, während ich mit Powerstripes und einem etwas dickeren Metallklötzchen gearbeitet habe, um auf die richtige Ausgangshöhe des Lasers zu kommen.
Für die kurzbrennweitige Bikonvexlinse wollte ich aber auf jeden Fall eine superschnelle Verstellbarkeit und auch Ausschwenkbarkeit mit einbauen, und das ist mir auch mit billigsten Mitteln gelungen: ein Winkel für 40 Cent seitlich an das Aluprofil geschraubt, daran ein Streifen Alu über eine weitere Schraube drangemacht. In diesen Alustreifen hab ich ein paßgenaues 5,5mm Loch in der richtigen Höhe gebohrt, in das ich die Linse lose eingelegt habe. Da es sehr präzise gebohrt ist, ist mir die Linse bisher nicht ein einziges Mal herausgefallen, da sie durch ihre eigene Dicke sofort verkanten würde, wenn sie "rauswollen" würde (bin ja Optimist
Statt eines Prismas zum Auslenken des IFG habe ich einen guten Spiegel aus einem 1 1/4 Zoll Zenitspiegel ausgebaut und mit einem "Powerstripe" auf einen weiteren 40 Cent Winkel befestigt. Da es ein relativ dünner Spiegel ist, haut das ganze wunderbar hin, ohne das die Hinterkante des Spiegels den Laserstrahl touchiert! Aber das alles half nix, nachdem ich mir eine ganze Nacht um die Ohren geschlagen hatte, um diese heiss ersehnten Streifen (die richtigen!) zu erblicken, gab es nur noch eine Rettung: Wolfgang! Aber würde er so schnell einen Überfall von mir (er)dulden?
Er würde! Ein paar Stunden später und fast 300Km weiter machte er sich sofort analytisch über das "Opfer" her:
Dann wurde das Gerät von ihm neu justiert:
Aber selbst danach wieder der gleiche Fehler, Interferenzen ohne Ende.
Aber woher kamen die? Wolfgang hatte sofort die richtige Vermutung:
Es war der Teilerwürfel, der massive Probleme machte. Tja, da hab ich wohl
eine wahre Zitrone erwischt...
Nach etwas "Tuning" klappte das ganze aber dann auf Anhieb bei ihm. Noch
einen Filter davorgesetzt, um direkt mit dem Auge reinblicken zu können und
schon sagte er was von: "na Bitte, geeeeeeeht doch" :-))
Und tatsächlich, nachdem er mein selbstgebasteltes schwarzes Keplerfernrohr mit viel Improvisationstalent mit Hilfe eines Schraubstocks, eines Vierkantprofils und einem Klebeband vor den Auslenkspiegel gesetzt hatte...
...wurde auch schon seine Digitalkamera dahinter eingerichtet:
UND SIEHE DAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA: INTERFERENZSTREIFEN!!!
Und diesmal die richtigen!
Ach ja, den Tipp mit dem Transparentpapier zur direkten Betrachtung der
Interferogramme mit dem blossen Auge ohne Filter finde ich übrigens sehr
gut, so kann man die IFGs wunderbar "geniessen":
Blick durch Transparentpapier direkt in das Keplerfernrohr, links meine Hand, die das Papier festhält, der kreisrunde Ausschnitt dahinter ist der Rand des
Keplerfernrohrs:
Weiß nicht, wie lange ich im stillen Kämmerlein gebraucht hätte,um den Fehler
zu finden, aber ich will mich hiermit nochmal recht recht herzlich für
die schnelle und freundliche Hilfe bedanken (und auch für den leckeren
"Biokuchen", den seine Frau uns zur Stärkung reichte, einen schönen Gruss
an die Gattin!)
Schönen Gruss,
Alfredo Segovia