Glattes Aluminium "gut genug"?

  • Hallo Astro-Foren Gemeinschaft,


    ich beschäftige mich zur Zeit mit Spiegeln und wundere mich über die Herstellung.
    (Einfallswinkel ist gleich Reflexionswinkel wenn es glatt genug ist und das weil Elektronen irgendwie sowas machen, Bändermodell? Verstehe ich nicht.)

    Reicht es Aluminium zu polieren um realistische Helligkeiten zu erreichen, oder absorbiert mir ein System aus zwei Alu-Flächen bereits so viel Licht, dass ich nachher kaum noch etwas erkenne?
    Es geht nicht um Langzeitbelichtungsaufnahmen sondern nur darum mit dem bloßen Auge zu gucken.



    Danke im Vorraus,

    ~Schulte

  • Hallo Schulte,


    willkommen im Forum!


    Anno dazumal gab es Metallspiegel für astronomische Zwecke. Die wurden zur Erhöhung der Reflektion beschichtet, mit nicht immer gesunden Sachen. Was reflektiert wird sind Photonen, keine Elektronen. Wenn die Sonne uns so massiv mit Elektronen bombardieren würde hätten wir vielleicht Energie ohne Ende, aber die Welt würde anders aussehen. Die Nachtseite der Erde würde harte Synchrotronstrahlung von der Tagseite abbekommen, aber es gäbe niemanden der sich darüber beschweren könnte.


    Ein Stück Alublech wird kaum als hochgenaues optisches Instrument taugen, nicht umsonst sind Teleskopspiegel im Vergleich zum Durchmesser sehr dick (Verhältnis z.B. 1:10). Sie sollen sich unter ihrem eigenen Gewicht am besten gar nicht verformen. Hier geht es nicht um mm oder Mikrometer, sondern um Nanometer. Aber die Wärmeausdehnung...? Ja, gut erkannt. Die ist ein Problem, auch bei Glas. Genau deshalb gibt es Werkstoffe wie Zerodur und allgemein eine Auskühlphase vor jeder Beobachtungsnacht.


    Aluminium oxidiert relativ schnell an der Luft, und wenn du es lackierst hast du zwei optisch wirksame Flächen, das Metall und den Lack, was zusammen eine unscharfe Mischung aus zwei Bildern erzeugt. Noch dazu ist Aluminiumoxid härter als Aluminium. Du kannst also Aluminium verkratzen wenn du den Abrieb übers Aluminium reibst, auch wenn du eigentlich schon beim polieren bist. Teleskopspiegel aus Glas oder Keramik werden in Vakuumkammern mit Aluminium bedampft und bekommen dann noch eine hauchdünne Schutzschicht, z.B. aus "SIO", also Quarz. Aluminium an sich ist also nicht ganz verkehrt.


    Es ist sicher möglich einen optisch brauchbaren Metallspiegel herzustellen wenn man weiß was man da macht (Stichwort "Parabolisierung") und die Ausrüstung dafür hat (Interferometer, Schleif- und Poliertools), aber ich glaube Aluminium ist dafür das falsche Material. Vielleicht eher Messing oder Bronze? Natürlich Drehbankqualität, ohne Luftblasen oder Schlackeeinschlüsse...


    Billig wird es in keinem Fall. Die Qualität eines Teleskopspiegels "von der Stange" ist mit Amateurmitteln für den Händlerpreis nicht zu schaffen. Schon die Beschichtung eines Spiegels kostet schnell mehrere hundert Euro. Für das Geld bekommst du einen fertigen Spiegel, auspoliert und beschichtet inklusive Versand, und du hast danach noch Geld übrig. Wenn es darum geht Erfahrungen zu sammeln, dann mach es. Wenn es nur darum geht, preiswert was am Himmel zu sehen, dann kauf dir was lieber was fertiges. Ich hoffe ich hab dir jetzt nicht deinen Traum kaputt geredet :/


    Wenn es am Budget für ein Spiegelteleskop liegt:

    Meine heimlichen Teleskoplieblinge, die "Tchiboskope", also Newton-Teleskope mit 76mm Durchmesser und 700mm Brennweite, gibt es gebraucht zum Taschengeldpreis, also für unter 20 Euro. Der Unterbau ist eine Katastrophe und sollte bei Gelegenheit durch eine Rockerbox ersetzt werden (Foto). Aber mit 76mm Optikdurchmesser siehst du Streifen auf Jupiter und seine 4 großen Monde. Dass Saturn Ringe hat, kriegst du damit auch raus. Orionnebel, Andromeda, Sternhaufen - Naja, man ahnt dass da was flächiges am Himmel ist. Am Mond kannst du mit 76mm wunderbar über die Krater surfen!

    Klare Sicht

    Detlev

    "Das Universum ist nicht dazu verpflichtet für dich irgendeinen Sinn zu ergeben!" (N. D. Tyson)


    Bresser 10x50 | 150/750 Dobson | 70/700 Skylux Refraktor | 200/1000 Zollstock-Dobson
    Im Bastelkeller: 8"f/6 Spiegel | 76/700 "Tchiboskop"-Newton


    https://astronomiefreunde-kn.de/

  • Hallo Rudi,


    Geiler Thread, die "ganz harten" unter sich! Hab bis jetzt die ersten drei Seiten gelesen. So ein Aufbau ist nicht nur gefährlich, das ist lebensgefährlich. Aber Strom ist ja wie ein alter Hund. Die die er kennt, beisst er nicht...

    Ich hoffe, niemand ist bei solchen Versuchen zu Schaden gekommen.


    Ich stell mir gerade vor wie das nach einem "Unfall" aussehen könnte:

    Versuch deiner Versicherung mal zu erklären dass du deine Garage "aus Versehen" abgefackelt hast, weil du beim reflexartigen Versuch, den plötzlich einsetzenden Lichtbogen, der durch das implodierte Weckglas an der zerbrochenen Heizelektrode qualmend aufleuchtet, abzuschalten, schmerzhaft die Hochspannung am Arm spürtest (Das letzte Stück Weg schafft Hochspannung bekanntlich immer alleine...) und vor Schreck die ganze Mimik inklusive Tisch in Richtung der Lack+Verdünner-Sammlung im Regal daneben geschleudert hast. Ein Marmeladenglas mit gebrauchtem Pinselreiniger kippte, fiel und zerbrach am Boden. Ihm folgte ein Lacktopf. Sofort brannte das ganze Regal und mit dem verlaufenden Lack auch der Rest der Garage. Mit dem deutlichen Nachbild des Lichtbogens vor Augen und mit einem betäubten Arm kamst du irgendwie raus bevor alles verqualmt war. Den selbst geschliffenen Spiegel hast du später unter dem verbrannten Regal wiedergefunden. Er ist mit der polierten Seite nach oben auf dem Boden gelandet - Glück gehabt!


    Nachdenkliche Grüße

    Detlev

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  • Hallo Schulte


    Das polierte Alu reflektiert hervorragend!

    Auch gewöhnliche Teleskopspiegel werden mit Aluminium beschichtet. Diese Hauchdünne Schicht Alu ist der eigentliche Reflektor.

    Alu hat aber die interessante Angewohnheit sofort mit Sauerstoff zu reagieren. Dann hat man Aluoxyd, was leider nicht gut reflektiert.

    Damit das nicht passiert haben die Teleskopspiegel über der Aluminiumschicht eine weitere ebenso dünne Schicht Quarz.

    Das ist sehr hart und wiederstandsfähig und in der Dicke noch ausreichend lichtdurchlässig.


    Alternativ kann man die Spiegel auch mit Silber beschichten.

    Der Vorteil ist das es das licht noch deutlich besser reflektiert, der Nachteil ist das Silber auch am Luftsauerstoff oxidiert.

    Alle paar Jahre muss die Schicht erneuert werde.


    Gaaaanz früher hat man keine Keramik oder Glas als Grundmaterial genommen sondern Metall.

    Es waren besondere Bronze Legierungen, das sogenannte Glanzmetall.

    Reflektierte aber wesentlich schlechter als Aluminium und oxidierte noch schneller als Silber.

    Der Spiegel musste nach einigen Monaten neu geschliffen werden, was sehr aufwändig und langwierig war.


    Aber ich glaube wir reden am Thema vorbei, sag doch einmal was Du eigentlich vor hast.

    Es ist praktisch nicht möglich einen astronomischen Spiegel aus Blech herzustellen.

    Die einzuhaltende Genauigkeit ist pervers, mit Mitteln der Metallbearbeitung ist das nicht möglich.

    Es ist eine Handwerkliche Schleiftechnik die zum Erfolg führt, für die Metall als Grundlage denkbar ungeeignet ist.


    Grüße

    Teleskoppark :) :
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  • Hallo zusammen,

    ja Mark, das stimmt, da war noch was mit Silbernitrat und Traubenzucker...

    Hatte ich komplett vergessen. Damit wird es billiger, aber ganz umsonst ist das Zeug auch nicht,

    und am Anfang braucht man bestimmt ein paar Versuche bis die Verspiegelung gut ist.
    Ich habe im Kopf dass man die Versilberung selber vorsichtig mit Watte auspolieren muß.

    Wie bei allen Chemie-Panschereien zuhause die Anleitung vorher mal bis zum Ende lesen und die Schutzkleidung nicht vergessen.


    Viel Erfolg, bei was auch immer. Ich schließe mich der Frage an. Was genau hast du vor?


    Gruß

    Detlev

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  • Versilbern ist anscheinend nicht so einfach, habe mehrere Berichte von Spiegelschleifern gelesen die das nach ein paar Versuchen abgebrochen haben.

    Sooo teuer ist eine professionelle Verspiegelung dann auch nicht, denke es geht eher um das Selbermachen als eigenen Wert.

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  • Hallo Mark,


    Naja, "nicht sooo teuer" ist relativ... http://www.alluna-optics.de/alu-beschichtung.html

    >400€ für die Beschichtung eines 8"-Spiegels, da hab ich mich doch erst mal hingesetzt und durchgeatmet.

    Ich zweifle nicht an dass der Preis gerechtfertigt ist, aber wenn ich sehe was ein fertiger Spiegel "von der Stange" kostet,

    dann muß man das mit dem Spiegel selber machen wirklich wollen, mit allen Vor- und Nachteilen.
    Immerhin, 10" Verspiegelung, also mit deutlich mehr Fläche, gibt's für den gleichen Preis.


    Der Schulte : Liest du eigentlich noch mit?


    Gruß

    Detlev

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