Hallo,
mein neues Teleskop ist gerade angekommen !
1. Warum ich mir das Teleskop geleistet habe ?
Zunächst mal: ich bin 65 geworden (ist das kein guter Grund ?) und mag "Gewicht" nicht mehr so wirklich. Mein 12 Zoll Dobson (den ich liebe) ist hier im lothringischen Ruhrgebiet und mitten aus der Stadt heraus ziemlich sinnlos geworden (immer mehr Lichtverschmutztung). Er steht deshalb im Schwarzwald, wo ich aber nicht soo oft hinkomme. Und mein 40 Jahre alter 100 mm Refraktor (Achromat) ist schön, aber das Verstellen der Stativhöhe für Beobachtungen im Zenit (oder Bodenknien) ist - trotz Zenitprisma - mit 65 auch nicht mehr so das Wahre.
Die entscheidenden Gründe für den Ersatz des Refraktors (der schon versprochen ist) durch einen 6 Zoll Schmidt-Cassegrain waren aber folgende:
... (a) das Celestron 6 bringt wohl mindestens dasselbe am Planeten, wie der 4-Zöller,
aber:
... (b) es sollte aber theoretisch deutlich mehr Auflösung an Deep-Sky Objekten zeigen,
und
... (c) das Gewicht und der geringe "Impakt" des "kurzen dicken" Celestron 6 auf die Montierung ist mit 3,4 kg (mit der Schiene) wohl ....unschlagbar. Der kleinere Refraktor wiegt dagegen (mit Rohrschellen und Schiene) ein ganzes Kilo mehr (und hat dazu noch den langen Hebel).
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So zumindest die Theorie (bzgl. Planeten und Deepsky siehe die LETZTE Tabelle im folgenden Link, die - vom Ergbnis her - eine 4 Zoll unobstruierte Optik mit einer obstruierten Optik in 6 Zoll vergleicht): http://www.astrophoto.fr/obstruction.html
2. Also dann laβt uns mal sehen, wie das mit der Obstruktion in der Praxis aussieht !
Entspricht ein obstruierter 6 Zoll Schmidt-Cassegrain von der Leistung her tatsächlich "nur" einem unobstruierten 4 Zoll Refraktor ?
- Weiterführende Hinweise zur Theorie, d.h. zur Obstruktion und - vorallem - zur Modulation-Transfer-Function (MTF), findet man in meinem Beitrag (von 2019) zur Fangspiegelgröβe: Fangspiegelgröße / Ausleuchtung am Newton für visuelle Beobachtung. Die Hinweise dort erklären auch (ein biβchen), warum da bei Thierry Légault in der mittleren Spalte der obengenannten Tabelle so eine groβe Bandbreite beim Äquivalent-Durchmessers angegeben ist: von 100 bis 150 mm Durchmesser, d.h. die Leistung des obstruierten Systems schwankt zwischen 2/3 der theoretischen Leistung eines gleichgroβen unobstruierten Systems (Refraktors) bis zu 100% ! Das kommt davon, daβ der Einfluβ der Obstruktion auf den Kontrast (um den es ja hauptsächlich geht), offenbar vorallem davon abhängt, wie groβ die zu beobachtenden Details sind, d.h. von der Gröβe der Details, bzw. vom Abstand der Hell-/Dunkel-Unterschiede der Punkte oder Linien der zu beobachtenden Kontraste auf Planeten (so: "III" oder so: "I I I").
Bevor es losgeht aber noch kurz zu meiner Montierung (ich gehe ansonsten im Folgenden nicht mehr auf das Gewicht der Teleskope ein, der Vorteil des - nur 80 cm langen - Celestron 6 in dieser Hinsicht scheint mir so „in’s Auge zu springen“, das dies nicht nötig erscheint). Ich nutze für meinen alten 4 Zoll Refraktor seit mehr als einem Jahrzehnt die AYOTraveller, eine von Beat Kohler von AOKSwiss konzipierte, nur 800 gr schwere, alt-azimutale Montierung: http://aokswiss.ch/d/mont/ayo/…bersicht_ayotraveler.html. Sie trägt laut der Bedienungsanleitung (im Link) bis zu 6 kg und reicht daher dicke für das Celestron 6. Sie wird aber heute nicht mehr hergestellt und wurde durch die VAMOTraveller ersetzt.
Hier ein Bild des C6 auf der Montierung:
(a) Testvoraussetzungen:
Die Tatsache, daβ im Moment gerade 3 „groβe“ Planeten (Jupiter, Saturn und Mars) fast gleichzeitig in Opposition sind, stellt natürlich eine wunderbare Gelegenheit dar, so einen Vergleichs-Test zu machen.
Da die Angaben hinsichtlich der Obstruktion des Celestron 6 bei den Händlern schwanken (von 33% bis 37%), habe ich als allerererstes ganz genau den Durchmesser des Fangspiegels (bzw. den der - ja maβgeblichen - Abdeckung der Fangspiegelhalterung) ausgemessen. [Wenn es wirklich 37% wären, dann wäre das schon eine Hausnummer, die einen vielleicht vom Kauf abhalten könnte. ... Aber ich hatte früher (vor meinem 12 Zoll Dobson) lange ein Celestron 8 (was auch mindestens 33% Obstruktion hat), ... und wegen der Erfahrung mit diesem Teleskop habe ich diese „Hausnummer“ nicht so gefürchtet]. ... Also der Durchmesser der Halterung (Abdeckplatte) ist genau 55 mm. Da der Hauptspiegel einen Durchmesser von 152 mm hat (Händlerangabe, es ist beim Celestron nicht so einfach, zum Messen an den Hauptspiegel heranzukommen), ergibt sich daraus eine Obstruktion von 55 / 152 = 36,18 %.
Das C6 wurde von Karl Kloss von der Firma Telekop-Spezialisten mit seinen professionnellen Geräten - wie er sagt - "sehr genau" justiert. Daβ er diese Kontrolle und Justierung bei allen bei ihm gekauften Geräten macht, ist schon eine wirklich tolle Zusatzleistung von ihm, die Respekt verdient. Sowas kostet ja schlieβlich auch Zeit und Geld.
Den Meade Refraktor habe ich schon lange und ich kenne ihn sehr gut; das Objektiv wurde mit meinen eigenen Hausmitteln (Cheshire) auch optimal justiert (ganz leichter Asti). Er ist "nur" ein Achromat und kein Apochromat, aber er hat f/9, was zwar aus ihm keinen "langen" Achromat macht, aber dennoch beim Farbfehler schon einige deutliche Schritte in Richtung Halb-Apo bedeutet. Wenn ich am Mond exakt scharfstelle, sehe ich keine Farbababweichung am Mondrand (also das "Grüngelbe" ist komplett weg), allerdings sehe ich die - bei Achromaten übliche und unvermeidbare - blauviolette Verfärbung der - eigentlich schwarzen - Kraterschatten. Ich werde deshalb den Farblängsfehler des Refraktors (besonders an Mond und Planeten, bei Deepsky spielt das kaum eine Rolle) mit in die vergleichende Betrachtung einbeziehen und nicht ignorieren. (Wenn schon Vergleich, dann richtig; ich werde ja schlieβlich auch nicht die Auskühlzeit des Schmidt-Cassegrains übersehen).
Dennoch: es geht mir in erster Linie um einen einfachen, visuellen und - natürlich - sujektiven Leistungsvergleich der beiden Geräte (a) an Planeten und (b) an Deepsky und keinesfalls darum, rein theoretische Erwägungen betreffend die Sichtbarkeit der Cassini-Teilung oder von Farbunterschieden auf dem Jupitermond Ganymed zu beweisen oder zu widerlegen (dazu gibt's zwei ganz rezente lange Threads auf dem schwarzen Forum).
Okulare: ich verwende meine "alten" Plössls und Orthos (die moderneren sind im Schwarzwald) und orientiere mich dabei zum Vergleich an der Austrittspupille (und nicht an der Vergröβerung). Wie man an der Tabelle sieht, heiβt das so ungefähr, daβ die Okularbrennweite rechts beim Refraktor um eine Linie "nach unten verschoben" ist. Also 10 mm am Refraktor anstatt 15 mm beim Celestron, 7 mm anstatt 8 mm, 5 mm anstatt 6 usw. Das 5er Pentax XO ist natürlich purer Luxus, ... aber damals waren die echt nicht so teuer wie heute . Ein 4.5 mm Okular (doppelter Objektivdurchmesser = AP von 0.5 am Refraktor) habe ich leider nicht. [Ich hätte da zwar noch ein 4 mm Volcano Top Ortho, aber so hohe Vergröβerungen scheinen mir unter meinen Bedingungen und beim niedrigen Stand der Planeten sowieso sinnlos. ... Ich könnte es ja am Mond mal versuchen, ... aber da muβ man z.Z. so lange nachts aufbleiben, bis der aufgeht ... Mal sehen !].
Beobachtungsort: Thionville, nördlicher Stadtrand (40.000 Einwohner in deutlich gröβerer Agglomeration gelegen), Beobachtung nach Süden (!), d.h. über die Stadt (und auf der anderen Straβenseite gelegene Hausdächer hinweg)
[Im übrigen wollte ich nach folgenen Schema vorgehen:
(b) 1. Abend:
Seeing laut Meteoblue für Thionville (heute abend): = xx Bogensekunden, Index 1 = x; Index 2 = y.
Transparenz / Grenzgröße: am kleinen Wagen zu testen
Luftbewegung:
- Nach 1 Stunde Auskühlzeit
Jupiter
Saturn
M 15 Kugelsternhaufen im Pegasus (oder M 13 im Herkules)
M 27 Planetarischer Nebel im Füchschen
- Nach 2 Stunden Auskühlzeit
Jupiter
Saturn
M 15 Kugelsternhaufen im Pegasus
M 27 Planetarischer Nebel im Füchschen
- Nach 3 Stunden Auskühlzeit
da müßte dann Mars auch gut sichtbar sein
(c) 2. Abend:
...]
Also dann bis heute Abend (wenn das Wetter mitpielt) !