Astigmatismus am Planeten überhaupt zu sehen ?

  • Hallo,


    ich habe neben meinem 12 Zoll Dobson auch noch einen wirklich alten 102/920 Meade Refraktor (Typ Achromat), den ich über Jahre hinweg, jedesmal wenn ich hier, auf diesem Forum, wieder was Neues gelernt habe, optimisiert habe. Nachdem an meinem Wohnort die Lichtverschmutzung sehr groß ist, und ich den Dobson deshalb meistens im Schwarzwald stehen habe, kommt der Refrakor zuhause jetzt wieder öfter zur Anwendung.


    Ich habe hier verschiedentlich darüber berichtet, was ich an dem Refraktor alles optimiert habe: OAZ, "Linsendrehen", Unterkorrektur, Verkippung des Objektivs und anderes, wie z.B. die "Donuts". Die meisten Fehler sind nun wirklich beseitigt und ich habe jetzt, intra- und extrafokal ein sehr schönes, zentrisches Bild am defokussierten, echten Stern. Das Bild ist braun, die Ringe sind super, Farben am Rand des defokussierten Sterns sind minimal und die "Ausgefranstheit" auch. Am Mondrand sehe ich, außer einer (limonen)-gelben (und dann auch nur, wenn ich "schief" in's Okular schaue), keine Farbabweichungen. ... Gut, an Wega gibt es einen blauen Saum, aber wer (und welcher Refraktor) hat den nicht.


    Kurz und gut, die Zentrierung / Justierung scheint mir - jedenfalls für meine visuellen - Zwecke - jetzt perfekt; ... aber leider hat das Objektiv einen Astigmatismus (extrafokaler Stern, (nur) Nahe am Fokus, = senkrecht oval, intrafokal, ebenfalls (nur) NAHE am Fokus, = waagrecht oval; ein Kreuz im Fokus habe ich auch schon gesehen, aber ich sehe es jetzt, nach der Optimierung, nicht mehr. Ich behaupte mal, es ist das Objektiv (also "im" Glas), weil ich eigentlich jede Art von Verspannung inzwischen ausschließen kann.



    ***


    Soweit zur Vorgeschichte.


    Gestern habe ich dann mal wieder Jupiter beobachtet. Das Bild ist eigentlich sehr schön und ich sah 4 oder 5 Wolkenbänder.


    Ich könnte also sehr zufrieden sein, ... ... wenn da nicht im Hinterkopf der festgestellte Astigmatismus "nagen" würde.


    Deshalb nun meine Frage: Kennt jemand irgendwo im Net einen Beitrag oder eine Seite, wo darüber berichtet wird, welchen Einfluß der Astigmatismus visuell auf die (sagen wir mal Planeten-) Abbildung IM FOKUS hat (d.h. nicht bei defokussiertem Stern)?


    Ich habe Google auf deutsch, englisch und französisch befragt und fast nichts gefunden. (Es gibt viele Diskussionen über Astigmatismus im Auge, die meisten scheinen zum Ergebnis zu kommen, daß AUGEN-Astigmatismus bei der Planetenbeobachtung vernachlässigbar ist, aber zur Frage des Einflusses des Teleskop-Astigmatismus gibt es einfach nichts).



    Kann ich jetzt davon ausgehen, daß man deshalb nichts findet, weil - rein visuell - kein Einfluß auf die Abbildung / Bildqualität besteht (oder derselbe gegen null geht) ?



    Das einzige, was ich gefunden habe, ist das hier: http://astro-foren.de/index.php?thread/11925-astigmatismus-wahrnehmungsschwelle/&


    Aber der Thread endet irgendwie, wie das Hornberger Schießen. (Nicht böse gemeint Wolfgang, ... Deine Schuld ist es garantiert nicht).



    Was mich auch noch interessieren würde, ist wie man feststellen kann, ob der Astigmatismus (s)eines Teleskops λ/2, λ/3, λ/4 oder λ/x ist ?



    Vielen Dank für jeden weiterführenden Hinweis !



    Edit: Jetzt habe ich doch noch etwas gefunden:

    https://www.cloudynights.com/t…matism-affect-on-imaging/


    Das ist ein kurzer, aber sehr informativer Thread. Besonders das schwarz-weiße Mars-Bild (weiter unten im Thread) ist sehr aufschlußreich. Wenn man das nämlich runtergeladen hat, entpuppt es sich als eine gif-Animation aus 3 "hintereinandergeschalteten" Bildern, die den Einfluß von verschieden starkem Astigmatismus (entsprechend 0,7; 0,8 und 0,9 Strehl) auf die Abbildung der dunklen Marsstrukturen zeigen / simulieren.



    Der Einfluß auch eines stärkeren Astigmatismus, der den Strehl auf 0.7 drückt, auf die visuelle Abbildung, scheint mir dann trotz allem ziemlich gering zu sein.



    Gruß

  • Hallo Rudi,


    eine sehr späte Antwort von mir. Leider weiss ich nicht mehr die Quelle, aber ich meine, es war sogar Wolfgang Grzybowski der ein solches Meade Objektiv 102/920 mal als Pflegefall hatte. Es zeigte die gleichen Fehler wie Deines. Aus meiner Erinnerung war eine viel zu enge Linsenfassung Hauptschuldiger.

    Wolfgang musste damals die Objektivzelle etwas ausdrehen, damit die beiden Linsen "entspannter" in der Fassung lagen !


    MfG Michael

  • Zit:


    Was mich auch noch interessieren würde, ist wie man feststellen kann, ob der Astigmatismus (s)eines Teleskops λ/2, λ/3, λ/4 oder λ/x ist ?


    Hallo Rudi,


    zunächst wäre zu unterscheiden, was für eine Art Astigmatismus es überhaupt ist:

    http://r2.astro-foren.com/inde…-zernike-zoo-5-april-2006

    Wenn man Astigmatismus sehen würde, dann Astigm der Grundordnung, also Z4 und Z5.

    Trefoil und Ashtray(Tetrafoil) kaum bis gar nicht. Bei dieser Grundform sieht man frühestens

    einen Astigm ab PV L/3 und größer - das immer nur visuell bei hohen Vergrößerungen.

    Wobei auch wichtig wäre, was für ein opt. System man überhaupt hat.